Volltext: Kaiser Wilhelm der Erste

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In der That war auch während der 17 Jahre, die ihm noch 
vergönnt war als Kaiser im neuen deutschen Reiche zu herrschen, 
sein ganzes Sinnen und Streben, seinem Volke nach innen wie 
nach außen den Frieden zu wahren. Und die Staatsklugheit 
Bismarcks, der jetzt zum Fürsten erhoben und zum Reichskanzler 
ernannt wurde, unterstützte ihn hierin mit dem besten Erfolge. 
Mit dem besiegten Frankreich konnte sich freilich ein freundnach— 
barliches Verhältnis nicht so bald gestalten. Auch die Bevölkerung 
der neugewonnenen Provinzen Elsaß und Lothringen fügte sich 
nur widerstrebend in die ungewohnte Verbindung mit dem an— 
gestammten Brudervolke. Dagegen glückte es dem Kaiser, mit 
den anderen Staaten Europas freundliche Beziehungen zu pflegen, 
vor allem mit Österreich und Rußland. Die Herrscher dieser 
Länder, Franz Joseph und Alexander II., besuchten ihn im Sep⸗ 
tember 1872 in Berlin, und er beeilte sich, dieses Entgegenkommen 
der beiden Fürsten im nächsten Jahre durch einen Besuch in 
St. Petersburg und in Wien zu erwidern. Auch der König von 
Italien, Viktor Emanuel, der die staatliche Einigung seines Laudes 
mittelbar den Erfolgen der deuischen Waffen im Jahre 1870 zu ver— 
danken hatte, war als Gast am Berliner Hofe erschienen und empfing 
den Gegenbesuch des Kaisers im Oktober 1875 in Mailand. 
Waͤhrend er aber in dieser Weise bemüht war, durch per— 
sönliche Begegnung und Aussprache mit den Fürsten der benach⸗ 
harten Länder seinem Volke den Frieden zu sichern, entstand gleich⸗ 
zeitig zwischen dem Oberhaupte der katholischen Christenheit und 
der königlichen Regierung ein heftiger Widerstreit der Meinungen 
auf kirchlichem Gebiete, in welchem die letztere sich veranlaßt sah, 
die staatlichen Rechte durch strenge Gesetze zu wahren. Die An— 
wendung dieser Gesetze erzeugte in den Gemütern der katholischen 
Unterthanen des Königs eine bittere Stimmung, obwohl er bei 
seinem tief religiösen Sinn weit davon entfernt war, ihre kirchlichen 
Gefühle kränken zu wollen. Dem Papste Pius IX. gegenüber 
hielt er seinen protestantischen Standpunkt maßvoll, aber entschieden 
aufrecht. Als aber nach dessen Tode im Jahre 1878 sein Nach⸗ 
folger, Leo XIII. in einem Briefe an den Kaiser die Hoffnung 
auf Beilegung des Streites aussprach, zögerte dieser keinen Augen⸗ 
blick, die dargebotene Hand zu ergreifen, und in seinem Auftrage
	        
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