94 —
höchst ehrenvolle Art. Weil sie nämlich, hieß es, an
der schönsten Partei gehangen hatten, so sollte ihnen
jährlich ein öffentlicher Umzug in Masken, mit Tänzen
und anderen Lustbarkeiten verbunden, erlaubt sein.
So entstand das Schönbartlaufen, welches sich bis
zum Jahre 1549 erhalten hat.
Schon in der Mitte Oktobers desselben Jahres
war das alte Stadtregiment wiederhergestellt und die
Räthe hatten ihre demolirten Häuser renoviren lassen
und von Neuem bezogen. Namentlich entwickelte sich
in dem Hause des Bürgermeisters von Grundherr ein
reges Leben, weil die Hochzeit des jungen Paares
noch während der Anwesenheit des Kaisers und zwar
am Tage nach dem Feste Allerseelen stattfinden sollte.
Zu gleicher Zeit hatten auch die treuen Gewerke die
Erlaubniß bekommen, an demselbem Tag sich durch
das erste Schönbartlaufen zu erfreuen. Kaiser Karl
sprach selbst den Wunsch aus, der Hochzeit des Pa—
triziers beizuwohnen, um öffentlich zu zeigen, wie sehr
er die Treue schätze und zu belohnen wisse.
Der festgesetzte Tag erschien und die Trauung
wurde in Gegenwart der römischen Majestät, sämmt⸗
licher Patrizier und einer ungeheuren Masse Volks in
der St. Sebalduskirche vollzogen. Als der feierliche
Zug in das Grundherr'sche Haus zurückgekehrt war,
nahmen die Festlichkeiten ihren Anfang. Daß die kost—
barsten Gaben aller, selbst der entferntesten Länder
auf der Tafel prangten, ließ sich nach dem Reichthum
des Hochzeitgebers und dem Range der hohen Gäste
zufolge wohl erwarten und noch viele Jahre nachher
wurde von der Volkamer'schen Hochzeit unter dem
Volk mit hoher Begeisterung gesprochen.