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Die Nürnberger hatten diese Grausamkeit nicht
gebilligt und mehrmals ihn gebeten, abzustehen von
solchem Verfahren, aber der Herr von Heideck blieb
uünerbittlich und meinte, daß es um solche Schälke
nicht Schad' wäre.
Das war ein schwerer Schlag für die Aufrührer
und die Gegner schöpften die Hoffnung, daß in nicht zu
ferner Zeit der alte Rath wieder einziehe. Mit allen
Mitteln suchten Pfauentritt und seine Genossen sich zu
halten und als namentlich die Geldmittel immer knapper
wurden, da war der Verlegenheit kein Ende. Da
schleuderte man die Sage von den vergifteten Brunnen,
von den Mißhandlungen der Hostien in das Volk und —
gab die Juden der Verfolgung preis. In ihrer Synagoge,
in ihren Häusern wurden die Juden überfallen und
vor dem Thor, auf dem lange so benannten Juden⸗
bühl, loderten auf die Flammen, verzehrend die un—
glücklichen Opfer von Habsucht, Verblendung und
niedriger Rache. Auch Abraham, der sich zufällig in
die Stadt geschlichen, fiel als einer der Ersten unter
den Mißhandlungen der Menge.
J.
Die Herrschaft der Rebellen nahte sich allmählich
ihrem Ende. Den Todesstoß gab ihr die Nachricht,
daß Kaiser Günther, der ihre einzige Hoffnung war,
sich mit Kaiser Karl dem Vierten verglichen und daß
er bald darauf gestorben sei. Immer hofften sie noch
mit dem nunmehrigen rechtmäßigen Kaiser in Deutsch—
land einen Vergleich schließen zu können, als aber
Karl im Herbst des Jahres 1349 mit einem mäch—