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STEIG
ermesse. So mancher, der in die aufgehende sonne schaut, ohne zu
denken was er sieht; wenn nun ihm, dem sie vor andern aufgegangen,
kein lichtstrabhl der erinnerung bleibt, was sollen die andern glauben,
die ihn darnach fragen?
Weiblingen. Diese beschreibung ist wie ein reines feingebil-
detes gedeck, welches der sorgende wirt vor seinen gästen ausbreitet.
Die geschirre und vorbereitungen zum feste sind so edel, dass wir mit
lust und begierde uns zu der fülle des genusses wenden.
Der pallast des Barbarossa. Bis hierher hat uns der dichter
auf anschaulichen und umschaulichen wegen bis zu der höhe geführt,
wohin ein jeder gemütliche gelangen will, und was ihm das allein fess-
{ende im leben wird. Die beiden eheleute mit dem freund, dem kind
und der lahmen elster bilden einen kreiss, in welchen der gewanderte
gern sich einpflanzen mag, der wol weiss dass nach dem rausch des
lebens nichts übrig bleibt als ein besinnen und wiedererkennen an dem
was uns am nächsten verbunden. Die schauerliche ahndung und ängst-
liche sorge, die in den beiden ersten geschichten sich nach allen sei-
‘en hin bewegen, um die geschicke gleichsam herbeizuziehn, die ihr
daseyn rechtfertigen, ruhen hier wie abgeschirrte lasttiere von der
mühe des tags. Aber plötzlich entfaltet sich der teppich, üppig und
überfüllt wie der kindersinn in den ersten jahren, in dem auffinden
der ruinen des pallasts; überschwenglich scheint dem kleinen Berthold
der reichtum und mannigfaltigkeit der mit seltnen pflanzen und bäu-
men durchwachsnen ruinen und steinbilder, das glück seines lebens ist
gehäuften maasses vor.ihm ausgeschüttet. Mit freudigem entzücken
reisst er es an sich: „Es ist mein, ruft er, ich will es ausbauen!“
Die dichtung zeigt ihre doppelbildung hier im reinsten licht, in der
höchst wahren kindlichen darstellung, sie spiegelt sich in jedem tief-
fühlenden herzen. Haben wir nicht, noch ehe uns die geschicke hin-
ausrissen, eine grenze für uns aufgefunden, in der uns unsere lebens-
plane überfüllt herrlich erscheinen, grade die grenzen, die dem erfahr-
nen eine andeutung und aussicht in ungemessne weite geben? und ist
darum die freude des kindes herzzerspringend für uns und den alten
Martin, der in diesem gefühl sein herrlich schauerliches lied singt.
Die ahndung vom reichtum der dichtung gehet von hieraus nach allen
seiten, sie gewinnt unwillkürlichen bezug aufs innere und äussere
leben, und wir wünschen dem dichter kraft die zügel seines geistes
und fantasie festzuhalten, die schon hier im liede wie mutige pferde
mit ihrem gebiss spielen — so hat er gewonnen spiel.