Volltext: Die Jerusalemfahrt Joachim Rieters aus Nürnberg (1608-1610)

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RÖHRICHT 
"DIE JERUSALEMFAHRT JOACHIM RIETERS AUS 
NÜRNBERG (1608—1610). 
(Im auszuge mitgeteilt.) 
Da von der oben genannten reise bisher nur bekannt war, dass 
in handschriftlicher bericht im Nürnberger stadtarchive enthalten sei‘, 
;9 bat der verfasser um eine sorgfältige kopie, die ihm auch durch 
vermittlung des herrn dr. Reicke vom archivassistenten herrn Mann 
mit dankenswerter bereitwilligkeit besorgt wurde; wir teilen daraus fol- 
yendes mit. ae a SEO 
Der codex (Nürnberger stadtarchiv R-XHL-—10, papier, 151 x 
101/, cm., in ein pergamentblatt als einbanddecke geheftet; von uns der 
kürze halber mit N. bezeichnet) hat 60 blätter, von denen 1—25 
beschrieben. sind; nur auf dem letzten und vorletzten blatte finden sich 
aufzeichnungen von anderer hand, nämlich eine berechnung der apo- 
zalyptischen. zahl 666 (auf Martin Luther!) und eine windrose mit deut- 
scher und italienischer nomenclatur. Auf der einbanddecke steht, wahr- 
scheinlich von anderer hand: „Herrn Joachim Rieders von Kornburg 
Reissbeschreibung 1609“; der text beginnt mit der überschrift: „Raiss 
in Lebäntä Balestinä Egigtem (sic) mung (sic) Horeb et Sinäe vnd An- 
Jdery heylige Ertter mer.“ 
Der pilger, welcher sich nicht nennt, erzählt zunächst, wie er 
25. mai 1609 mit bewilligung seiner „lieben hausfrauen und befraind- 
von“ von haus nach Schongau (s. von Landsberg a/Lech) aufbricht, bis 
wohin ihn Sebastian Herlin, Cristof Wex, Johann Goling, Hans Jacob 
Velder, Geörg Alber, Lucass Lutz, Niclas Hirschmann, Lorenz Pollä, 
Georg Landporder, Paullus Pichler und Franz Reindl das geleit geben. 
Er übernachtet in Rottenbuch, trifft am 26. mai in Partenkirchen, am 
folgenden tage in Innsbruck ein, wo er bei Hoff logiert, dann geht er 
‘iiber Brixen nach Bozen, wo er „in der Glocke“ übernachtet, und erreicht 
glücklich Trient, wo er „in der Sonne“ wohnt; er vergisst nicht, die 
bekannte geschichte von dem durch juden an einem christenkinde (1485) 
verübten frevel mitzuteilen, die noch viele andere pilger berichten. 
Am 30. mai verlässt er Levico und kommt über Castelfranco am 1. juni 
nach Mestre, wo er glaubt sein pferd verkaufen zu können, es aber, 
da die käufer die verlangten 100 taler nicht bezahlen wollen, durch 
Bartelme Dietmair nach hause schicken lässt. Er fährt sofort weiter 
zu schiff nach Venedie, wo er durchsucht wird, aber die nicht voll- 
|) Bibl. geogr. Palaestinae no. 921,
	        
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