Full text: Die Brandenburgisch-Nürnbergische Kirchenvisitation und Kirchenordnung

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‚ns Gericht: Nicht ihm allein sei die Arbeit befohlen worden, son- 
lern ebenso den drei anderen Theologen, welche ‚gegen ihn ganz 
loyal gehandelt und die Arbeit auf Befehl des Rats unternommen 
hätten. Es gezieme sich, dass sie alle vier mündlich die Sache be- 
sprächen; auch er, Spengler selbst, habe an Osianders Entwurf viel 
auszusetzen gehabt. Die andern Prädikanten hätten bisher mit Osi- 
ander schon viel Geduld gehabt, und wenn sie diesmal ihm wirk- 
lich zu nahe getreten wären, „so sollt man pillich ains gegen vylen 
wett sein lassen“. Er habe erwartet, Osiander liege mehr an dem 
Heil der Tausende von Menschen, denn an seiner eigenen Ehre, 
der Grund des Widerstands gegen den neuen Entwurf aber sei, dass 
ar „anderer christlicher verständiger Personen Einrede beschwerlich 
gedulden“ könne. Nun macht Spengler ilm die lange Verzögerung 
seiner Arbeit zum Vorwurf, welche die Schuld treffe, wenn num 
das Werk mehr Widerstand finde infolge der veränderten Situation, 
ja er rückt ihm sogar ein altes Gutachten wegen der täglichen Messe 
vor. Er habe das Seine gethan, schliesst Spengler seinen Brief, 
ind werde die Sache nun Gott überlassen, „der die” nit vngestraft 
leßt, die mer iren aigen Rum dann sein götlich ere suchen“, sowie 
Jlenen, die Gott zu Hirten seiner Heerden verordnet hat „dero Plut 
er von iren Hennden würt erfordern“. Osiander fühlte, wie sehr 
liese Vorwürfe berechtigt seien, und wagte es nicht, Spengler in 
yleichem Tone zu erwidern, um so spitziger sind seine Ausfälle 
zyegen die Verfasser des neuen Entwurfs in seiner Entgegnung DH: 
„ists in löblich, das sie mit mir nicht haben wollen zanncken, so 
sey es mir noch vil mer loblich. Ist es inen erlich, das sie mein 
Ordnung nicht approbiret haben, wo ir Gewissen in ein annders hat 
vesagt, so erlaubt mir desgleichen hinwider“, d.h. er lehnte es ab, 
len Commissionsentwurf überhaupt seiner Kritik zu unterziehen. 
Verlange man von ihm, dass er sich mit den anderen Predigern 
mündlich. bespreche, „wie kom ich in das wunderlich Wesen? Wol- 
Jen sie feine vernunfftige alte sanfftmutige menner gelobet sein, vund 
doch ir Gewissen bewaren, so last mich auch einen züchtigen Junger 
sein, der sein eltiste mitarbeiter venerirt, vnd doch dennoch auch 
1) Haussdorf 8.290 ff.
	        
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