Volltext: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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Streich viele von dem Henker gewärtig sein müssen, spie er aus, kniete 
nieder, worauf ihm sofort das Haupt vom Rumpfe getrennt wurde.) 
Die ersten Monate des Jahres 1512 verliefen ruhig und die 
Nürnberger Kaufleute konnten unbehelligt auf die Leipziger Ostermesse 
reisen. Bei ihrer Rückkehr sollte es ihnen anders ergehen. Am 18. Mai 
1512 an einem Dienstag Morgen brachen etwa dreißig von ihnen, zu⸗ 
sammen mit andern Kaufleuten im ganzen 55 an der Zahl, von Bamberg 
auf, um unter dem Schutze Bambergischen Geleits den letzten Tag 
ihrer Heimreise anzutreten. Da stießen sie, zwischen Neuseß und Forch— 
heim, bei einer Furt über die Regnitz, ganz unvermutet auf eine Schaar 
von etwa 130 verkappten reisigen Gesellen, von denen sie auch alsbald 
umringt und an jedem Fluchtversuch verhindert wurden. Wer sich zur 
Wehr setzte, wurde mißhandelt oder schwer verwundet. So mußten sich 
alle gefallen lassen, daß sie nicht nur ihrer Waffen, sondern auch aller 
ihrer Habe, ihres Geldes und selbst der Keinodien, die sie auf dem 
bloßen Leibe trugen, beraubt wurden. Darauf wurden sie sämtlich 
gefangen fortgeführt, nur einen Ulmer Bürger ließ Götz von Berlichingen 
— denn dieser war es, der den räuberischen Überfall ins Werk gesetzt 
hatte — sofort wieder frei, aus Gnaden, weil er ihn schon einmal vor 
Jahren ausgeplündert hatte. 
Mit Götz waren natürlich auch seine Spießgesellen, Hans von 
Selbitz, Leonhard Birkner (Müllner nennt ihn Lienhard Pirkhamer 
von Pirkhaim), außerdem aber auch noch eine große Anzahl zum Teil 
sehr angesehener adeliger Herren aus den benachbarten Gebieten an 
dem Überfall beteiligt. Die Placker eilten nun durch die Furt auf 
das linke Regnitzufer hinüber und zogen dann mit ihren Gefangenen 
von Ort zu Ort auf Kreuz⸗ und Querzügen, um den ihnen nachsetzenden 
Bambergischen Reisigen, die sofort aufgeboten worden waren, zu ent—⸗ 
kommen. Die waldige Gegend, sowie auch die zweideutige Haltung 
einiger Würzburgischer Beamten begünstigte ihre Bemühungen. Nach 
vierzigstündigem Ritte langte Götz am 19. Mai, mittags, bei dem 
Würzburgischen Städtchen Kissingen an, wo auch die Gefangenen zum 
ersten Male Speise und Ruhe fanden. Von da setzten die Räuber — 
einige von ihnen, namentlich aus dem Ansbach'schen, „ehrlose, treulose 
Bösewichter“, wie Götz sie nannte, hatten sich schon früher insgeheim 
mit ihrer Beute aus dem Staube gemacht — ihren Weg auf das 
Rhöngebirge zu fort. Die Gefangenen wurden unterwegs auf ver—⸗ 
schiedenen Schlössern, die den Thüngen gehörten, auf der Stolzen⸗ 
N Die Nachrichter setzten einen Ruhm darin, bei ihren Exekutionen reqht 
geschwinde zu sein. Manche waren dabei die reinen Tausendkünstler. Vgl. z. B. 
Städtechroniken, XI. S. 706.
	        
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