Hans Sachs-Litteratur im letzten Lustrum,
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mit Recht von A abgewichen ist und ob er nicht noch mehr die Hülfe
von B, C und K hätte in Anspruch nehmen können.
Ehe wir jedoch uns mit dem Texte im einzelnen beschäftigen,
müssen wir einen Blick auf den Textbestand werfen.
Weshalb Keller im ı. Bande (in der Reihe der Publikationen des
litterarischen Vereins No. 102) die Vorrede oder die Widmung des
Verlegers Willer an Christoff Weytmoser zu Winckel nicht mit zum
Abdruck gebracht hat, sondern mit der an zweiter Stelle stehenden
Vorrede des Dichters anhebt, ist mir nicht ganz klar, da er doch die
Vorreden Willers zum andern und dritten Buch (6. Band, No. 110;
10. Band, No. 131) nicht ausgeschlossen hat. Ich denke mir, Keller
hat jene Vorrede zuerst nicht wichtig genug gehalten, ist aber dann
wohl andern Sinnes geworden. Goetze hat dann die Vorreden zum
vierten und fünften Buche (15. Band, No. 153; 18. Band No. 158) eben-
falls aufgenommen, dabei die Bemerkung, dafs statt der ursprünglichen
Vorreden und Widmungen in der Kemptener Ausgabe andere Per-
sönlichkeiten von dem Verleger Johann Kruger genannt seien.
Wenn Keller die Lesarten von B und C und mitunter auch von
K anführt, so wird man diese zunächst nicht weiter beachten. Eher
fallen die Lesarten von A auf. Da sind nach den jüngeren Ausgaben
offenbare Fehler zu korrigieren gewesen; so wenn es z. B. heifst in
AL 22, 28 Desstatt Das; 23, 3 wachen staub statt waichen staub; 35, 8
allein statt allen (gefallen); 53, 27 Sünder statt sonder (hertzlich wol-
gefallen); uns verfassen (auch in B) statt uns verlassen. Schon aus
diesen wenigen Beispielen mag Kellers Sorgsamkeit erwiesen sein.
Vorzugsweise dient ihm aber die Lesart von B und C zur Aufbesserung
der Metrik. Am häufigsten sind die Fälle, wo A eine Silbe, meist
eine Senkung zu wenig aufweist: z. B. I 20, ı5gwürm statt gewürm:
das ge&würm in der erden grufft (hier ge- in der Hebung); 24, 21
hand statt hende: du bist das werck der hende mein; 59, 15 rein statt
herein: Kain, kumb herein schnelligklich; 63, 10 u. 14: Herrn statt
Herren: Unserm Herren ist mehr allwegen; Dast erscheinst vor dem
Herren dein; ferner 66, 22; 67, 16 lucern statt lucerne; 71, 27 nechstn;
28 schadn statt nechsten, schaden; weitere Beispiele 72, 5. 78, 11. 81, 4.
Besonders verdient der Fall angemerkt zu werden, wo Statt der ein-
silbigen und modernen Form und zur Erzielung des jambischen Rhyth-
mus die zweisilbige und alte in den Text zu setzen ist; zZ. B. 76, 8:
Glück unde heyl (st. Glück und heyl) auff dieser erden.
Umgekehrt hat aber auch A mitunter eine Silbe zu viel im Verse,
die dann im Anschlufs an B und C oder an eine von beiden getilgt