Volltext: Festschrift zur Hans Sachs-Feier

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Johannes Bolte, 
Gedichtet von Hans Sachs ı552, den 18, August; vgl. MG. ı3, Bl. 13a (Zwickau). 
Anonym in einer Meisterliedersammlung des ı5, Jahrhunderts (Weimar, Mscr, Q 569 
Bl. ı75b) und in Hans Müllers Meistergesangbuch Bl, 558a. Ich gebe den Text nach der 
Weimarer Handschrift (A) und notiere die Varianten Müllers (B). — Der Schwank ist 
mir sonst nur in einem arabischen Märchen begegnet, das A. Socin, Zeitschr. d. d. 
morgenländ. Ges, 36, 265—270 aus Märdin mitgeteilt hat. Hier schneidet ein Mann 
seinem störrischen Esel Oberlippe und Schwanz ab und verkauft ihn, als ihn diese 
Züchtigung nicht zahm macht, unter dem Namen eines Heerbesiegers für ı50 Goldstücke 
an einen Konsul in Aleppo. In der Tat schlägt der Esel ein feindliches Heer in die 
Flucht, wirft einen Reiter von seiner Stute herab und bespringt diese. Der Rest der 
Erzählung, der von weiteren Kriegszügen des Esels berichtet, gehört nicht hierher, In 
einem vlämischen Märchen (Volkskunde 2, 235, 1889) verscheucht ein Esel durch sein 
Geschrei die Bauern und macht seinen Herrn dadurch zum Besitzer des Landes, * 
X. Von der bulschafft eines wirts tochter, pfaffen vnd landsknechts. 
Im schwartzen thon Hans Vogels. 
Darnach die tochter kumen thet 
Vnd sprach: ‚Kumpt herfür, lieber herre! 
Itzt wollen wir hin gehn zu bet. 
Geht gmach! Mein vatter ligt nicht ferre‘. 
Sie meint, es wer der pfaff mit namen 
Lagen die nacht frölich beisamen, 
Zu Straubing safs ein reicher wirt, 
Der gar ein schöne tochter hete, 
In kleidung sie sich schmuckt vnd zirt, 
Ein thumpfaff vmb sie bulen thete. 
Beim wirt ein armer landsknecht lage 
Zur herberg, der merckt den anschlage, 
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x 
Der pfaff kam wider, thet anklopffen, 
Sie thet den landsknecht in ein seiten 
stapffen 
35 Vnd sprach: ‚Herr, itzt kumbt der lands- 
knecht, 
Der hinnen zur herberg thut ligen, 
Steht auff, nembt einen hafen schlecht, 
Werfft den auff in! Es bleibt verschwigen‘ 
Er nam ein hafen vngeschaffen 
10 Vnd warff ihn hinab vngeschaffen [!]. 
Der pfaff kam heimlich auff ein nacht, 
Die stürzt in vnder ein badwannen 
Vnd im ein kandel mit wein bracht, 
Sprach: ‚Hart ein weil, geht nicht von 
dannen, 
Bifs das sich mein vater thut legen! 
Darnach können wir vns geregen‘. 
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Der landsknecht in eim winckel stacke, 
Der wischt herfür, dafs der pfaff hart 
erschracke, 
Vnd sprach zu im mit lauter stim: 
‚Glück zu, pfaff, lafs mich mit dir 
trincken!‘ 
Der pfaff saget gar leis zu im: 
‚O schweig, ich mufs in leid versincken‘, 
‚Was gehts mich an‘, sprach der lands- 
knechte, 
20 ‚Es goschieht dir warlich eben rechte‘. 
Der landsknecht sprach: ‚Der tag 
kumpt schir, 
Ich mufs in kirchen, frümefs lesen‘, 
Da zog sie von der hande ir 
Ein ring, war eins thumpfaffen gwesen, 
Sie sprach: ‚Herr, den wil ich euch 
schencken. 
Wann ir in secht, thut mein gedencken!‘ 
Der landsknecht stund auff, ging zum 
wein 
Vnd het sein, willen wol gebüsset, 
Die tochter ging inn kirchen ein 
Vnd den pfaffen sehr freuntlich grüsset, 
Der eben stund ob dem altare, 
Als bald er sie ansehen ware, 
15 
Der landsknecht kroch vnder zu im 
Vnd schrie: ‚Pfaff, ich wil dir eins bringen‘. 
Der pfaff erschrack der lauten stim, 
Vergafs seins rocks, thet daruon springen. 50 
25 Der knecht vnder der wannen sasse 
Im rock, sam er der pfaff selbs wasse.
	        
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