Volltext: Fürth in Vergangenheit und Gegenwart

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169 Vom 12. März an hielt sich einige Wochen in Fürth der 
aus Nürnberg ausgewiesene Prophet Phil. Ziegler von Würzburg auf, 
welcher sich nannte: „Origines Philippus, von Gottes Gnaden erwählter 
und gekrönter König zu Jerusalem, Siloh, Josef und David, der Bruͤder 
des Rosenkreuzes, Oberster und unüberwindlicher Szepter des Königs in 
Sion.“ Er prophezeite viele wunderbare Sachen, von denen einige wirklich 
eintrafen. Viele Junker und Bürger in Nürnberg gingen zu ihm, um ihn 
zu hören und zu sehen, gaben auch Gastmähler und luden ihn dazu. — Im 
Juni war der kurpfälzische Lieutenant Streifer aus Lobenstein mit 150 Reitern 
einquartiert; darnach Iselsteinsche und Bullachsche Reiter. Tie Fürther 
Wirte erhielten vom Rate in Nürnberg 368 fl. als Entschädigung. Am 
13. Juli übernachteten Solms'sche Reiter, wofür die Wirte 327 fl. be— 
kamen. — Die Nürnberger, in der Umgegend von Nürnberg liegenden 
Reiter vergewaltigten die Juden in Fürth, trieben allerlei ungebührliche 
Sachen mit Fressen, Saufen, Fluchen, Gotteslästern, auch beraubtem sie die 
Wanderer auf den Straßen und in den Dörfern, ja verübten selbst Tod— 
schlag, entführten und schändeten Bürgertöchter, Mädchen und Mägde. Der 
Rat ermahnte zwar den Hauptmann, bessere Mannszucht zu halten. Dies 
mochte aber eine für den Vorgesetzten um so schwierigere Aufgabe sein, 
als das aus allen Weltgegenden zusammengeworbene Kriegsvolk meist von 
Raub und Plünderung lebte. Ohne Liebe zum Vaterland fehlte ihm 
auch die Anhänglichkeit für den Dienst und für die Fahne, der es zuge— 
schworen. — Am 28. Juli waren markgräfliche Musketiere und Reiter 
einquartiert, welche sich am andern, Tage mit den Nürnbergern vereinigten 
und gegen den Bischof von Eichstätt zogen. Die Wirte erhielten vom 
Rate für Zehrung der Kompagnien 271 fl. — (Soden.) 
29. Januar 1620. „Lieutenant Schmidtmeier, Kaplan Mannich 
und andere Nürnberger gaben befreundeten Reitern, welche nach Rothenburg 
ritten, das Geleit nach Fürth, wo sie den ganzen Tag über zechten und 
abends berauscht unter Voranritt von 4 Trompetern nach Nürnberg zu— 
rückkehrten.“ — Durchzug kaiserlicher und bayerischer Truppen zu Roß 
und zu Fuß. „Die Wirte erhielten,am 11. Juli als Entschädigung für 
einen Durchzug kaiserlicher Truxpen 230 fl. 13 Schillinge und für die 
Reiter des Rittmeisters Georg von Bibra 257 fl. 14 Schillinge. Ihm 
folgte nach wenigen Tagen Ruͤttmeister Jörg von Lichtenstein mit 4 Kornet 
(Eskadron) Reitern. Die Wirte wurden entschäbiat mit 158 fl. 11Schill.“ 
1621. „Am 22. September betrat das Mansfeld'sche Kriegsvolk 
das Nürnberger Gebiet und bezeichnete seinen Aufenthalt durch Raub, 
Mord und Plünderung. Diese Armada bestand aus 50 Kornet Reitern, 
108 Fahnen Fußvolk, 12 Stück Geschütz mit 6 Mösern nebst 500 Bagage⸗ 
wägen und bedeutendem Troß. Die Furcht vor ihnen war so groß, daß 
man sich an mehrere Fürsten, Hilfe und Rettung flehend, wendete. Aber 
alle Bemühungen waren vergebens. Am 12. Oktober brach Mansfeld mit 
sehhem Volk von Feucht auf, marschierte an der Stadt vorüber und schlug. 
sein Lager ober- und unterhalb Fürth auf. Auf dem Marsche brach unter 
der Reiterei Meutereiaus, sie wollten nicht mehr marschieren, weil sie keinen Solb 
erhielten. Der Grafkonnte sie nur nach vielen Bitten und dem Versprechen beruhigen,
	        
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