Volltext: Fürth in Vergangenheit und Gegenwart

21 
Ein Kirchensitz kostete 8 fl., ein weniger günstig gelegener Z24 fl. 
Hie und da wurden sogar 40— 60 fl. für vakante Stühle bezahlt. — Je 
nach der Bezahlung wurde der Tote vor oder hinter der Kirche beerdigt. 
Von dem Erlös aus den Gräbern erhielten die Pfarrer bis zum Jahre 
1804 ihren Teil. 
Wegen Entgangs der Stolgebühren hatten die Juden als Ersatz 
jedem neu aufziehenden Pfarrer einen silbernen Becher und alljährlich am 
Neujahr 8 Dukaten, jeden der 2 Diakone je 1 Dukaten zu geben. Diese 
Leissung, welche später in ein Fixum von 36 fl. verwandelt wurde, erhielt 
sich bis zur Mitte unseres Jahrhunderts. — An Stelle des Pfarrkarrens 
wären 2 Chaisen (1 Staats- und 1 Trauerchaise) angeschafft worden. 
Pfarrer Lochner erbat sich 1691 seinen Sohn Daniel vom Rate 
in Nürnberg zur Unterstützung im Amte, was auch bewilligt wurde. Für 
denselben richtete er ein auf dem großen Hofplatze erbautes Gartenhaus 
wohnlich ein. Die nachfolgenden Vikare wurden zuerst vom Pfarrer 
besoldet, erst später erhielten fie aus der Kirchenkassa einen ständigen Gehalt. 
Nachdem Pfarrer C. F. Loch ner noch am Aschermittwoch 1697 gepredigt 
hatte, übergab er sein Priestergewand seinem Sohne mit den Worten: „Es 
ist vollbracht“ — und starb am 25. Februar 1697. Daher legte sein 
Sohn Daniel seiner Antrittspredigt den Text unter: „Zeuch Aaron seine 
Kleider aus und zeuche sie Eleasar, seinem Sohne, an“. 
Tuchfeld, ein preußischer Geistlicher, suchte 1710 eine Separa— 
istensekte hier und in der Umgegend zu gründen. Seine Anhänger 
mußten sich 1731 einem Verhöre des Pfarrers von Zirndorf unterwerfen. 
Pfarrer B. Lochner entwarf das Inquisitorium, und der Pfarrer 
von Zirndorf hatte hiernach das Kommissorium zu vollziehen. Die' zu 
bheantwortenden Punkte waren: 
a) die im Protokolle enthaltenen Irrtümer sollen widerrufen werden; 
b Inquisit hätte sich auf's Neue zur augsburgischen Konfession 
und der evangelischen Gemeinde in Fürth zu bekennen; 
e) den Gottesdienst unausgesetzt zu besuchen; 
d) das Abendmahl nach Notdurft zu gebrauchen; 
e) die Geistlichen nicht spöttisch zu verachten; 
k) und nach der „Kirchenordnung“ zu leben. 
Pfarrer D. Lochner beschwerte sich 1711 beim Rate in Nürnberg 
über den Prediger der deutsch-reformierten Gemeinde in Erlangen, Koch— 
äus, weil derselbe im Gasthause von Kern predige. Die zu einer statt— 
lichen Anzahl angewachsenen Reformierten suchten 1714 in Fürth eine 
Kirche zu errichten, allein ihr Versuch scheiterte.. Damals war es üblich, 
Reformierte und Katholiken nach evang.-luth. Ritus zu taufen, zu trauen 
und zu begraben. 
Ein Teil der um ihres Glaubens vom Erzbischof Firmian aus 
Salzburg vertriebenen Protestanten kam 1732 hier durch. „Man 
hat eine große Anzahl derselben in dem sogenannten Emmerlingshof ver— 
fsammelt und daselbst auf Kosten der Gemeinde bewirtet. Am Tage vor
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.