Volltext: Fürth in Vergangenheit und Gegenwart

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Mit Rücksicht auf die dahier befindliche größere Anzahl von taub— 
stummen, meist den ärmeren Familien angehörigen Kindern wurde am 
31. Mai 1875 eine eigene, einen integrierenden Bestandteil der Volks— 
schule bildende Taubstummenschule errichtet. Der auf wöchentlich 20 
Stunden festgesetzte Unterricht wurde dem Lehrer J. Rigauer übertragen, 
nach dessen Versetzung nach Nürnberg 1881 Lehrer P. Fischer den Taub— 
stummenunterricht übernahm. Bei der Eröffnung der Schule waren 12 
Taubstummenschüler vorhanden. 
Auf Antrag der kgl. Schulkommission wurde am 1. Oktober 1876 
ein ständiger definitiver Aushilfslehrer mit dem Gehalte eines wirklichen 
Lehrers angestellt. 
Der Beginn des Schuljahres wurde 1876 auf den Anfang des 
Wintersemesters verlegt. 
Lehrer Prosiegel, welcher 1878 in einem Nürnberger Blatte die 
Schulhausbauten Fürths ꝛc. kritisiert hatte, wurde deshalb auf Antrag 
der Schulkommission und des Magistrats durch die kgl. Regierung nach 
Schopfloch versetzt, trat jedoch aus dem mittelfraͤnkischen Schulverbande aus 
und nahm eine Stelle in Hamburg an, wo er sich als Oberlehrer in sehr 
guten pekuniären Verhältnissen befindet. 
1880. Am 25. August wurde das 700jährige Regierungsjubiläum 
unseres Wittelsbacher Herscherhauses feierlich begangen. Im Festgewand 
sammelten sich die Schüler auf dem Michaeliskirchhof und zogen paarweise 
mit ihren Lehrern in langem Zuge zur Turnhalle, wo sich schon ein sehr 
zahlreiches Publikum eingefunden hatte. Die geräumige Halle war bis 
auf den letzten Platz gefüllt und konnte die große Menge nicht fassen. 
Schulrat Höchstetter legte in längerer schwungvollen Rede die Bedeutung 
des Festtages dar und gab einen Üüberblick über die Thaten der Fürsten 
aus dem Wittelsbacher Stamm. Der Redner schloß mit einem Hoch auf 
König Ludwig II. in welches alle Zuhörer begeistert einstimmten. 
Vor und nach der Rede wurden vaterländische Lieder gefungen. 
Dem so vielfach bewährten Wohlthätigkeitssinne unseres Ehrenbürgers 
Dr. Königswarter ist es verdanken, daß das Institut der Ferien⸗ 
kolonien auch in unserer Stadt zur Einführung gelangte. Mit der von 
ihm zur Verfügung gestellten Summe von 1000 M. konnte im Sommer 1882 
der erste Versuch mit der Entsendung von 2 Kolonien, eine nach Herolds⸗ 
berg und die andere nach Eschenau, nämlich 10 Knaben unter Fuͤhrung 
eines Lehrers und 10 Mödchen unter Leitung einer Arbeitslehrerin, 
gemacht werden. 
1886. Visitation des Religionsunterrichts durch Konsistorialrat Rutz. 
Von 1877—84 befand sich die Redaktion der bayerischen Lehrer⸗ 
zeitung, des Organs des bayerischen Lehrervereins, welcher c. 10 000 Mit⸗ 
glieder zählt, in Fürth. Der langjährige Redakteur F. W. Pfeiffer 
legte 1884, Dissidien mit der Schulkommission halber, die Stelle nieder. 
Pfeiffer starb am 2. Juli 1886. Sein Nameé wurde nicht allein in 
Bayern, sondern in ganz Deutschland und über dessen Grenzen hinaus von 
den Lehrern und Schulfreunden mit Ehren genannt. Von unbeugsamen Rechtssinn 
und strenger Wahrheitsliebe getrieben, krat er jederzeit in Wort und Schrift,
	        
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