Volltext: Fürth in Vergangenheit und Gegenwart

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Der nürnbergische Lehrer war der „oberste, er verwahrte die Kirche 
in allem und hatte den Chor inne“. Neben seiner Schuleinnahme bezog 
er Tauf- und Leichengebühren, die Läutgarben, Geschenke für das Weih— 
nachtssingen und an Neujahr. Seine Einnahmen beliefen sich auf circa 
1100 fl. wovon er die Gehilfen zu bezahlen hatte. 
Der Kaufmann und Lebküchner M. Leizmann, ein vermoͤglicher, kinder⸗ 
loser Mann, gruͤndete 1728, um die Not der Armen zu lindern und ihnen auch 
ordentlichen Schulunterricht angedeihen zu lassen, die Urmmen⸗ u. Wai⸗ 
senschule trotz des Widerstrebens der Gemeindeverwaltung. Der von 
ihm angestellie Lehrer Gabler erhielt freie Wohnung und Besoldung. Bald 
war die Anstalt durch milde Stiftungen (Kaufmann Knab gab 500 fl., 
Maria Leizmann schenkte einen Acker ꝛc.) im Stande, sich 1736 ein eigenes 
Haus, das Dittmann'sche in der unteren Königsstraße (Schulrattelshof), 
anzukaufen. 
Um die Einnahmequellen für die Schule zu mehren, führte Leizmann 1731 
das Gassensingen der Armen- und Waisenschüler — wöchentlich 3 mal — 
vor den Haͤusern der Wohlhabenden ein. Die Geschenke wurden in einer 
Büchse gesammelt. Dieses Herumsingen wurde beibehalten bis 1814, so 
viel dagegen auch geeifert wurde, allein es trug Geld zu Schulzwecken ein, 
so daß 1732 jährlich 103 fl., 1770 schon 514 fl. 1790 gegen 700 fl. und 
on 1799 — 1805 -4634 fl. 44 kr. in Summa also durchschnittlich im 
Jahre 772 fl. als ständige Schulrente flossen. 
Als Leizmann einmal die Bahn zu einer besseren Volksschule ge— 
brochen hatte, erwachte auch in der Gemeinde der Sinn für die Sache und 
man beschloß, die ganze Armen- und Waisenschule samt ihrem Vermögen 
unter eine eigene Aufsichtsbehörde zu stellen. Sie bestand aus dem Ge— 
meindekonsulenten als Scholarchen, aus dem Schöffen und 3 Gemeinde— 
männern, von jeder Herrschaft einer, als Verwalter, welche wöchentlich die 
Singbüchse zu öffnen, Kassa und Rechnung zu führen, jährlich die Rech— 
nung abzuhoͤren und den Schullehrer nebst einem Helfer zu wählen hatten. 
Leizmann starb 1754 und liegt bei der Michaeliskirche rechts vom 
Eingange in den Turm begraben. 
Leizmann bestimmte in seinem Testamente, 
„daß die Armenschule wie bisher bei der Gemeinde bleiben (d. h. nicht, 
ie mit der Domprobsteischule geschehen, herrschaftlich werden), und 
deren Aufsicht jedesmal 4 Administratoren derart überlassen sein sollte, 
daß ein Leizmann'scher Abtömmling Einnahme und Ausgabe in seinen 
Händen haben, oder wenn kein — wäre, der älteste 
Schöffe än seiner Stelle aufgestellt, die übrigen 3 aus der dreien 
Herrschaften Zinsleuten genommen werden sollen.“ 
Die Schule hob sich mehr und mehr, bald konnte der Lehrer nicht 
mehr allein fertig werden, weshalb man zuerst einen, dann zwei Gehilfen 
anstellte. Neben freier Wohnung bezog der Lehrer woͤchentlich 6 fl. 15 kr. 
für 150 arme und Waisenkinder, von den übrigen 200 Kindern bekam er 
ein wöchentliches Schulgeld von 12-15 fl., wovon aber die Gehilfen be— 
zahlt werden mußten.
	        
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