Hoher Besfuch.
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So prangte denn nun die Stadt Nürnberg in ganz son—
derlichem Schmuck der Fahnen und Wimpeln, der Teppiche und
des Laubgewindes. Zumal die Kirchen hatten sich geschmückt
wie eine Braut, die des Bräutigams wartet, und der große
Marktplatz war wie in einen Prunksaal gewandelt. Von— da bis
zur Feste, darauf der Kaiser Herberge nehmen sollte, schritt man
wie durch einen Wald: der Forst hatte seine schlanksten Tannen
hergeben müssen, welche in zwei Reihen in die Erde gepflanzt
waren.
Auf allen Plätzen, in allen Straßen und Gassen drängte
sich das Volk im Feierkleid, welches all die Pracht und Herr—
lichkeit mit Muße in Augenschein nehmen wollte, ehe die fest—
lichen Tage den Blick auf andere Dinge richten würden. In
den Herbergen war es eng geworden von der Menge der Fremden,
und doch kam noch immer neuer Zuzug.
Da hieß es am Tag nach St. Justinus den 14. April:
der Kurfürst von Sachsen nahet mit seinem Bruder, Herzog
Hans. Die Massen strömten aus dem Thor, die Kommenden
zu empfangen, während unmittelbar vor dem Thor die Zünfte
mit ihren Zeichen und Bannern sich aufstellten. Und wie er
nun daher geritten kam, der hohe Herr, da gab's ein lautes
und fröhliches Rufen und Jubilieren des versammelten Volks,
denn hohen Ansehens erfreute sich Herr Friedrich, den man den
Weisen nannte. Hinter ihm und seinem Bruder folgte ein langer
Zug von Reitern in schönen blanken Rüstungen und mit wehenden
Helmbüschen.
Bald darauf kam auch der Landgraf Ludwig von Hessen
mit hundertundfünfzig Pferden, dem that man gleichermaßen alle
Ehre an.
Nun aber wuchs die Spannung der Gemüter, da andern
Tags des Kaisers Majestät in das Thor der alten freien Reichs—