Volltext: Albrecht Dürer

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viertes Kapitel. In des vVaters Werhstatt. 
Kurz darauf trat die Mutter herein, von großer Unruhe 
und Angst erfüllt, und fragte den ganz blaß gewordenen Sohn: 
„Was ist geschehen, Albrecht? Der Vater ist in großer Herz— 
bewegung zum Haus hinaus — zu Herrn Koburger, deinem 
Paten, mit dem habe er, sprach er auf mein Fragen, um 
deinetwillen zu handeln.“ 
In Thränen ausbrechend offenbarte Albrecht der Mutter 
den Vorgang zwischen ihm und dem Vater und ward um ein 
Geringes ruhiger, da er von seiten dieser mehr Verständnis 
fand für seines Herzens Not. Doch pochte ihm laut das Herz 
in der Brust im Harren auf des Vaters Heimkunft. 
Lange mußte er in der Bangnis sitzen, denn Stunde auf 
Stunde verrann, ehe der Tritt des Heimkehrenden hörbar ward, 
und als endlich die Hausthür knarrte, da war's dem Knaben, 
als stünde ihm das Herz still. 
Aus des Vaters Antlitz waren die finstern Falten gewichen, 
in seinen Mienen lag ein ruhiger Ernst, und der Ton seiner 
Rede war ein ganz anderer geworden, da er, zu seinem Sohn 
tretend, sprach: „Morgen in der Frühe sei dein erster Gang zu 
deinem Paten. Drücke ihm die Hand und danke ihm, denn er 
ist es, der deines Vaters Sinn gewendet hat. Es geschehe dir 
nach deinem Willen, Albrecht, und wenn in Meister Wolgemuts 
Werkstatt noch Raum und in seinem Herzen Willigkeit vor— 
handen, so mag er inskünftige dein Lehrmeister sein.“ 
Ein lauter Aufschrei rang sich aus Albrechts beklommener 
Brust, und in sprachloser Wonne küßte sein Mund des Vaters 
teure Hand. Die Mutter aber stand mit gefalteten Händen 
dabei, ein stilles Dankgebet gen Himmel schickend für den fried— 
lichen Ausgang. — 
Meister Wolgemut gebärdete sich fröhlich wie ein Kind, 
als am andern Morgen Nachbar Dürer mit seinem ltesten bei
	        
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