Volltext: Albrecht Dürer

In des Vaters Werhstatt. 
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dieses der Beruf sei, dazu mich Gott geschaffen. Ach liebster 
Vater, der Mut ist mir beschwert, wenn ich Euch bitten soll, 
Ihr wollet mich von Euch lassen; dennoch achte ich, ich folge 
höherm Gebot und muß es thun, denn Sünde wäre es, wider Gott 
zu streiten und das Pfund, so er mir vertrauet, zu vergraben.“ 
Der Vater hatte mit wachsender Befremdung des Sohnes 
Rede angehört. Jetzt schob er die Kappe ins Genick und stand 
von seinem Sessel auf. Sein Gesicht hatte sich verfinstert, und 
unter den zusammengezogenen Brauen warfen die Augen auf 
den Sohn einen Blick, in welchem Vorwurf und Betrübnis 
sich mischte. „Wie hätte ich“, fing er an, „heute am Morgen 
denken mögen, daß der Tag solchen Ausgang haben würde! 
Mein Sohn, gleich einem Messer schneidet mir deine Rede in 
das Herz. Ich hatte mir in meinen Gedanken ein schönes Haus 
der Hoffnung gebaut, das lieget nun in Trümmern! Albrecht, 
nimmer hätte ich in dir den leichten Sinn gesucht, daß du zwei 
Jahre deines Lebens als verloren wegwerfen könntest. Hab' ich 
mich darum mit dir gemühet, daß der Lehrknabe mir entweicht, 
da ich daran war, in der Zunftstube seine Gesellenaufdingung 
zu erwirken? Nach meiner Aussaat wolltest du mich also um 
die Ernte betrügen? O mein Sohn, warum hast du mir das 
angethan! Du warest bis anher meine Freude, nun hast du 
mir ein bitteres Herzleid eingerührt.“ 
Des alten Mannes Gemüt haͤtte sich unter diesen Worten 
vom Zorn zur Wehmut gewendet, und zuletzt schimmerten in 
seinen Augen zwei Thränen. 
Da das der Knabe sah, ward ihm im Herzen noch weher. 
Es dunkelte ihm vor den Augen, und er wollte eben in seiner 
großen Not vor dem Vater hinsinken und reumütig alles zurück— 
nehmen, als dieser mit schnellem Entschluß zu Hut und Mantel 
griff und schweigend zur Thür hinausschritt.
	        
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