Volltext: Albrecht Dürer

Eine Totenklage. 
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bitten wir dich, o himmlischer Vater, daß du deinen heiligen 
Geist wiederum gebest einem, der da deine heilige christliche 
Kirche allenthalben wieder sammle, auf daß wir wieder christ— 
lich leben, daß aus unsern guten Werken alle Ungläubigen zu 
uns selbst begehren und den christlichen Glauben annehmen. 
Aber Herr, du willst, ehe du richtest, wie dein Sohn Jesus 
Christus von den Priestern sterben mußte und vom Tod erstehen 
und danach gen Himmel fahren, daß es also gleichförmig ergehe 
deinem Nachfolger Martin Luther, den der Papst mit seinem Geld 
verräterisch wider Gott ums Leben bringt; den wirst du er— 
quicken. Und wie du danach verhängtest, daß Jerusalem darum 
zerstöret ward, also auch wirst du diese angemaßte Gewalt des 
römischen Stuhls zerstören. Ach Herr, gieb uns danach das 
neu gezierte Jerusalem, das vom Himmel herabsteigt, davon die 
Offenbarung schreibt, das heilig klare Evangelium, das nicht mit 
menschlicher Lehre verdunkelt sei. 
Darum sehe ein jeglicher, der Martin Luthers Bücher lieset, 
wie seine Lehre so klar durchsichtig ist, so er das heilige Evan— 
gelium führt. Darum sind sie in großen Ehren zu halten und 
nicht zu verbrennen, es wäre denn, daß man seine Widersacher, 
so allezeit der Wahrheit widerstehen, ins Feuer würfe mit all 
ihren Meinungen, welche aus Menschen Götter machen wollen. 
Aber daß man doch wieder neue Drucke von lutherischen Büchern 
hätte! O Gott, ist Luther tot, wer wird uns hinfüro das hei— 
lige Evangelium so klar vortragen? Ach Gott, was hätte er 
uns noch in zehn, zwanzig Jahren schreiben mögen! O all ihr 
frommen Christenmenschen, helfet mir fleißig beweinen diesen gott— 
geistigen Menschen und ihn bitten, daß er uns einen andern 
erleuchteten Mann sende! 
O Erasmus von Rotterdam, wo willst du bleiben? Siehe, 
was vermag der Ungerechten Tyrannei, der Weltlichen Gewalt,
	        
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