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Siebenundzwanzigstes Kapitel.
und Ohr und Herz. Und zuletzt durfte er auch noch vor der
Statthalterin stehen, der hohen, feingebildeten, für die Kunst
schwärmenden Frau, welche ihm auch die Zusage gab, bei König
Karl seine Fürsprecherin zu sein.
So kehrte er am 2. September reich befriedigt nach Ant—
werpen zurück, um dort den Kaiser zu erwarten, zu dessen Em—
pfang alles in Bewegung war, um die Stadt in einen Feeen—
tempel zu verwandeln.
Der kaiserliche Zug näherte sich langsam dem Thor, die
Luft erzitterte von dem Heilruf der dicht gedrängten, begeiste—
rungstrunkenen Menge des Volks, aber der junge Kaiser schien
für all die Pracht und Herrlichkeit nur wenig Auge zu haben,
und manch einer, der die aufgewandten Unsummen kannte,
schüttelte dazu unmutig den Kopf.
Von Antwerpen zog der Kaiser weiter nach Aachen zur
Krönung, und Dürer folgte ihm, da es ihm in Antwerpen nicht
möglich gewesen war, sich ihm zu nahen. In Aachen traf er
wieder mit den Nürnberger Abgesandten zusammen, welche ihn
in ihren Kreis zogen und die Kosten des Unterhalts für ihn
bestritten, wofür er ihnen, wie er das auch sonst allenthalben
gethan, mit seiner Kunst dankte.
Am 23. Oktober fand die Krönung statt. Am Abend die—
ses Tags schrieb Dürer in sein Buch: „Heut sah ich alle köst—
liche Herrlichkeit, dergleichen keiner, der mit uns lebt, etwas
Prächtigeres gesehen hat.“
War es aber schon in Antwerpen unmöglich gewesen, sein
Gesuch beim Kaiser anzubringen, so war in Aachen vollends
nicht daran zu denken. Und so blieb ihm nichts übrig, als der
Majestät nach Köln zu folgen, wohin die Reise weiter ging.
Dort endlich kam er am 12. November mit viel Mühe und Ar—
beit zu seinem Zweck und Ziel, wenigstens zur Zusicherung des