Volltext: Albrecht Dürer

150 Neunzehntes Kapitel. Auf der Hochebene des Meisterruhms. 
mit einem Rahmen, welchen der Künstler selbst entworfen und 
modelliert hatte. Dieser Rahmen, aus Holz geschnitzt, war ein 
architektonisches Prachtwerk und ein Bild für sich. Auf dem 
Felde des rundbogigen Aufsatzes sitzt der Heiland als Welten— 
richter zwischen Johannes und Maria, während auf beiden Ecken 
zwei Engel die Posaunen des jüngsten Gerichts blasen. Dar— 
unter auf dem Fries erscheint dann das Weltgericht selbst, die 
Scheidung der Bösen von den Guten. Getragen wird dieser Auf— 
satz von zwei korinthischen Säulen in bewundernswürdig feiner 
Ausführung. 
Für das Bild nun, welches dieser herrliche Rahmen um— 
schloß, hatte sich Dürer eine ähnliche Aufgabe gestellt, wie zu 
derselben Zeit Raffael in Rom: die Anbetung der heiligen Drei— 
faltigkeit. Welch ein Gegensatz aber zwischen seiner Auffassung 
und der des Italieners! Rafael malte für die vornehme und 
gelehrte Welt, Dürer für alles, was mit geängstetem und zer— 
schlagenem Herzen nach dem Troste Gottes sucht; er malte nicht 
zur Befriedigung des ästhetischen Genusses, sondern zu Erhebung 
und Aufrichtung des Gemüts, lieferte also das, was ein rech— 
tes, eigentliches Altarbild sein soll: eine Predigt in Farben, 
eine Erquickung für die Mühseligen und Beladenen. 
Und wie war ihm nun diese Predigt geraten! Über dem 
Ganzen lag ein goldiger Duft, wie Morgensonnenschein auf der 
vprangenden Maienwelt. Alles erscheint wie verklärt, es ist, als 
wären die Farben vergeistigt, als hätte man es gar nicht mit 
greifbarem Stoff zu thun, sondern weidete sich an einem übersinn— 
lichen Luftgebilde. Und nun die Anordnung des Ganzen! Nicht 
auf Einzelnheiten bleibt das Auge haften, es faßt das Ganze 
mit einem einzigen Blick, so harmonisch gegliedert und gerundet 
ist alles, so einheitlich die dem Gemälde zu Grunde liegende 
Stimmung! Und nun dies endlose Gedränge der die heilige
	        
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