Volltext: Albrecht Dürer

Noch einmal in der Lagunenstadt. 
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Der Ohm nickte. „Endlich einmal ist es dem Meister 
Dürer gelungen, eines der vielen Schelme habhaft zu werden, 
die die Diebeshand nach seinem Eigentum strecken und ihm seine 
Werke nachdrucken oder nachstechen.“ 
„Ob die Signoria den Fremden gegen den Einheimischen 
schützen wird?“ fragte Bella schüchtern. 
„Sei ohne Sorge, mein Kind!“ versicherte der Ohm. „Bei 
der Signoria steht Dürer in hohen Ehren, wie er denn auch 
allenthalben in der Stadt sich des höchsten Ansehens erfreut. 
Zu seiner Werkstatt, die er in der Nähe des Kaufhauses der 
Deutschen aufgeschlagen, ist das ein tägliches Wallfahren, als 
wäre allda ein wunderthätiges Muttergottesbild. Auch unsre 
Maler drängen sich zu ihm und bringen ihm ihre Huldigungen 
dar, freilich nicht alle mit aufrichtigem Herzen. Die besten unter 
ihnen sind seine Freunde, die kleinen Geister aber möchten ber— 
sten vor Eifersucht, tadeln und kritteln an ihm herum und malen 
ihm doch heimlich seine Bilder nach.“ 
„Die Elenden!“ zürnte Bella. „Wie gebärdet sich der 
Verunglimpfte?“ 
„Er achtet ihrer nicht“, versetzte der Ohm, „auch merkt er 
mit seinem edlen, großen Herzen, dem alles Niedrige und Ge— 
meine fern ist, die Bosheit oftmals gar nicht. Es ist ihm genug, 
von den Besten anerkannt zu werden. Ein Wunder nur, daß 
er bei aller der Ehre, die man ihm erweist, und bei allem Lob, 
das man ihm spendet, so ruhig und gelassen bleibt.“ 
„Ja, ja“, fiel die Signora lebhaft ein, „Albrecht Dürer 
ist ein von Herzen demütiger Mann, das hab ich wohl gesehen. 
Wie weit ist er mit seinem Altargemälde gediehen?“ 
„Er ist noch in den Anfängen und Vorarbeiten“, antwor—⸗ 
tete der Ohm. „Und wie mag's auch anders sein? Ist doch 
alle Tage, wie gesagt, ein solch Gedränge um ihn, daß er
	        
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