Einleitung.
Die seit dem dreizehnten Jahrhundert, zunächst von Seiten
der Chronisten und Geistlichen, wieder neu aufgenommene Polemik
gegen die Heldensage, hatte mit der Zeit ihre Früchte getragen.
Wir bemerken deutlich, wie sich seit dem vierzehnten Jahr-
hundert ein Umschwung in der Werthschätzung der alten Sagen zu
deren Ungunsten vollzieht, und im fünfzehnten Jahrhundert sind
Erscheinungen wie Herzog Balthasar von Mecklenburg und
etwas später Kaiser Max nur mehr Nachzügler einer vorüber-
geschwundenen Epoche. Verschiedene Momente hatten zusammen-
gewirkt, um jenen Umschwung hervorzurufen. Die schweren
Zeiten des vierzehnten Jahrhunderts mit ihren gesellschaftlichen
Erschütterungen machten die Gemüther wieder mehr dem
kirchlichen Einflusse zugänglich; die veränderte Richtung der
ganzen Entwicklung, die sich in den Händen des Bürgertums
auf eine breitere Grundlage gestellt hatte, suchte sich praktischere
Ziele als die poetischen Ideale des Rittertums; die neue Wissen-
schaft, die sich allmählich zu entwickeln begann, machte sich
mit unmündiger Kritik daran, die Erzeugnisse der Heldensage
mit dem Verstande zu prüfen, statt sie poetisch begreifen zu
lernen. Das classische Werk des deutschen Heldensanges fiel der
Vergessenheit anheim, und endlich zerriss die Reformation, durch
die auch dasjenige, was bisher als heilig und unantastbar ge-
golten, der Kritik erlag, den letzten dünnen Faden, der die
Heldensage als solche noch mit dem Interesse der Gelehrten
and Gebildeten verknüpfte.