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einem königlichen Statthalter, gleichwie die Azoren und
Madeira. Sie sind sämtlich vulkanischen Ursprungs, wie
wir solches schon von Madeira berichtet haben; riesenhafte
Berge ragen auf ihnen gen Himmel, und nur spärliche
Flächen zum Ackerbau sind zu finden. Die Höhe der
Bergriesen konnten die Seefahrer daraus ermessen, daß
trotz der lauen Luft, welche im Dezember die Schiffe um—
wehte, die obersten Kuppen mit einer weißen Schnee—
kappe bedeckt waren. Köstlich glitzerte und spielte der
Sonnenschein um die Spitzen; es war das erste Mal, daß
Martin Behaim, der schon vielgereiste Mann, solche Schnee—
massen trotz der südlichen Hitze erblickte.
Nach einer kurzen Beratung, die zwischen den Füh—
rern der beiden Karawelen stattfand, wurde beschlossen,
die Inselgruppe rechts liegen zu lassen und am Festlande
von Afrika die Anker auszuwerfen. Denn nach der
längeren Fahrt erschien ein Ausruhen für das gesamte
Schiffsgesinde erwünscht; auch hatte der Oberbefehlshaber
Diogo Kano den Auftrag, mit den Fürsten der Strand—
bewohner von neuem gute Beziehungen zur Krone Portugal
anzuknüpfen. Den Küstenstrich, welcher jetzt Senegambien
heißt, derweil er zwischen den Mündungen der Flüsse
Senegal und Gambia liegt, bezeichnete man damals
einfach mit dem Namen des Königreiches Gambia, ob—
gleich das Land nicht von einem, sondern von einer
ganzen Anzahl von gleichberechtigten Herrschern oder Kö—
nigen regiert wurde, die ein Bündnis miteinander ge—
schlossen hatten. Wenig südlich von dem äußersten Fel—⸗
senvorsprung des grünen Kap zeigte sich ein brauchbarer
Landeplatz. Als die Anker sich fest in den Grund ein—
gebohrt hatten, begann von beiden Schiffen aus auf ein
paar kleinen Böten die Ausschiffung der Mannschaft. Eine