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Apostaten. Und Wenzels persönliches Verhältnis zu dem
Häretiker war ebensogut bekannt, wie seine eigenen evan«
gelisch gerichteten theologischen Anschauungen.
Das Kapitel ordnete mehrere Verschiebungen in den
Priorenstellen an, die nicht CLuthers Beifall fanden. ) Je—⸗
doch vereitelte Nikolaus Beslers Weigerung, die angebotenen
Klosterverwaltungen anzunehmen, bis auf die Besetzung
des genter Konventes durch Melchior Myritsch diese Be⸗
stimmungen. — Endlich hatten sich Vikar und Väter mit
dem päpstlichen Unterhändler Karl von Miltitz abzu—
finden. Die erfolglosen Miltitzschen Vermittlungsversuche
lernten wir bereits in großen Zügen kennen und insbesondere
entsinnen wir uns des nürnberger Aufenthaltes des meißner
Ritters. Bereits am 19. August kündigte er dem Kurfürsten
Friedrich seine Absicht an, durch das eislebener Kapitel auf
Cuther einzuwirken und sogleich nach der Beratung über
den Erfolg persönlich Bericht zu erstatten. d) Das kurfürst—
liche Antwortschreiben ging auf dieses Vorhaben gar nicht
ein.“) Doch ließ der in Rom abzulegende Rechenschafts⸗
bericht Miltitz diesen Versuch zweckdienlich erscheinen.)) In
einer lateinischen Rede wandte er —
lichen Versammlung an die Augustinerväter und bat sie um
Rat, wie man Luther in Schranken halten könne. Die
Vertreter lehnten kurzer Hand einen Anteil an Martins
Angelegenheiten ab und erklärten, keine Mittel und Wege
zu wissen. Endlich gab man den Bitten des päpstlichen
Unterhändlers, bestimmend auf Luther einzuwirken, soweit
nach, daß man den vVikar, 5taupitz und einige Brüder —
wohl die Diffinitoren — mit dem Ersuchen an jenen ab—
ordnete, in einem Privatschreiben dem Papste zu erklären,
daß er niemals die Absicht gehegt habe, ihn persönlich