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gefecht“. 183) Und versetzen wir uns in die Cage des PVikars,
so können wir seine Besorgnisse gar wohl begreifen. Cuther
hatte schließlich, wie er auch einst selbst gegen CLinck andeutet, 192)
nichts zu verlieren, als das Leben, auf Staupitzens Schultern
aber ruhte die Verantwortung für die ganze Congregation,
sein Verhältnis zu Cuther konnte das Bestehen derselben
bedingen. Wie sehr mit Recht diese Erwägungen ihn be—
herrschten und bedrückten, sollte ihn das Schreiben des
Venetus vom 15. März 1520, von dem wir mehr hören
werden, zur Genüge lehren. Und wenn er nun auf seinen
Visitationsreisen erkannte, wie Rom es sich angelegen sein
ließ, die alten Umtriebe der Konventualen gegen die Obser—
vanten zu schüren,1985) wenn unzweifelhaft auch innerhalb
der Congregation Bedenken gegen Wittenberg laut wurden, 186)
so fanden seine Sorgen stets neue Nahrung.
Das Wohlergehen der Congregation erheischte Cossa—
gung von Luther, Auslieferung des Häretikers. Aber wie
konnte Staupitz gegen einen Bruder vorgehen, dessen angeb—
liche Verbrechen nur insofern nicht seine eigenen waren, als
dieser sprach, während er nur dachte ?) Da stritten Amtspflicht
und Gewissenspflicht, — noch versuchte der Generalvikar
einen Mittelweg einzuschlagen, den der Surückhaltung. Doch
nicht lange mehr, bald wurde er sich schlüssig.
Inwieweit Linck diese Sorgen seines Ordensoberen teilte,
vermögen wir aus den erhaltenen Schreiben, die der Vikar in
den nächsten Jahren an ihn richtete, zu ermessen. „Deine Ehr—
würden“, heißt es da einmal, „möge mir mit Rat und
Hülfe beistehen. Martin begann hoch und handelt mit
großem Mut“. 191) Und an einer andern Stelle: „O daß
ich in Deiner Gegenwart alles thun könnte und unter Deiner
Führung Christo nachlaufen! — Ich und meine Umgebung