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stets unzulängliche Reue, sondern auf die im Glauben auf—
zufassende Gnade zu setzen. In Übereinstimmung mit
Cuther sagt Linck von dem „Eingehen und Bekehren“ des
Sünders: „es ist nicht Menschen Werk, sondern ein eigen
Werk der Stimme Gottes“ und bezeichnet damit die Ge—
wissensnot des Sünders schon als eine innere Wirkung der
vergebenden Gnade, die demselben bereits vor der priester—
lichen Absolution zu teil wird. Aber in einen Gegensatz
zu seinem Ordensbruder tritt der nürnberger Augustiner,
wenn es im 26. Sermon heißt: „Die Finsternisse der Sünden
werden durch die Beichte gereinigt. — Also auch gegen
die vergangenen Sünden, darinnen dich dein Gewissen
beschuldigt, brauche der Beichte oder Bekenntnis, dadurch
werden alle Dinge gereinigt. Nichts reinigt das Herz also
fest als eine lautere, pure Beichte. Wer eine Sünde in
dem Gewissen verborgen trägt und nicht sich in der Beichte
beschuldigen will, der sündigt entweder in Hoffnung und
hält von Gott, daß ihm die Sünde nicht mißfalle, oder
sündigt in Verzweiflung und hält von Gott, daß er un
barmherzig sei und die Sünde nicht vergeben wolle, das
doch beides nicht wahr ist. Deren keiner siehet oder er—
kennet Gott, sondern betrügt sich selber, macht ihm einen
Abgott oder Gespenst, das nicht Gott ist. Selig sind aber,
die ihre Herzen reinigen von vergangenen Sünden in der
Beichte.“ — Allerdings war Linck weit von der mecha—
nischen Beichtauffassung der Menge entfernt, ja er trägt
hinwiederum kein Bedenken, jede rein äußerliche Beichte
als wichtig zu bezeichnen, wenn er spricht: „Darum alle
deine Gutthat, durch welche du vermeinest, gewiß zu sein
der Seligkeit, gleichsam als hättest du erwischt das Ende
der Vollkommenheit, und durch welche der geistliche Hunger