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Ablösung.
Alarm in der Festung! — — Tambourl Zimmermann
rasselt den reglementsmäßigen, gelinde Aufregung verursachen—
den Generalmarsch durch die Höfe, Tambourl Baumüller
um die Wallgänge, und wo noch einen Augenblick vorher
idyllisches Behagen schmunzelte, läuft Alles wie Ameisenvölker
durcheinander, Schlappschuhe fliegen die Treppen herab,
Quartiermeister Lintl pustet die Monturkammerstiege hinan,
Sergeant Höhn rennt in die Kanzlei — zwei Rotten
Artillerie, voraus der langbeinige Bombardier Hildebrandt,
trotten nach der Bastion Amalie, das Feuerpiquet umstellt
die Schanzerkaserne, wir Jungens laufen vor's Ravelin, die
Mädels nach, — wer dienstfrei und nicht fechtend, lauert
an den Schußscharten der Bastion Kersbach, und richtig! —
sie kommen, sie kommen! — hallt's lustig und traurig von
Mund zu Mund. Da ziehen sie herauf, die blitzblanken
bayerischen Raupenhelme, im Frühlicht, in Rotten rechts
abgebrochen, zwei Tambourl, ein weißbärtiger Lieutenant,
hundert Füsiliere und Schützen — die. Ablösungsmannschaft
von Amberg, dahinter zwei, vier, sechs zweispännige Leiter—
wagen mit Geleit, Kofferln, Bündeln und Kalbfelltornistern,
auch drei Marodebrüder hocken darauf und gar — ein
geschlossener Arrestant, ein junges Blut, verdutzt dreinschauend
in den herrlichen Spätsommermorgen.
Im Festungshof steht die Mannschaft in Gliedern drei
Mann hoch aufmarschirt. „Ruht! Rührt Euch!“ und vor der
Front, um eines Hauptes Länge über die Truppe ragend,
in voller Uniform (Quelphenorden mit Schwertern) der Herr
Festungskommandant, dann Herr Lieutenant Prüflinger, ein
verwettertes Kerlchen mit dem Feldzugskreuz, der Herr
Feldwebel mit der dicken rothen Brieftasche, Herr Auditeur
Hautmann, Herr Doktor H., der Aktuar P., der Zeugwart
und Herr Carl Brandt, Artilleriecadett-Korporal (gestorben
als Generallieutenant 1893 in Ingolstadt) —
Wer kennt die Helden, wer die Namen,
Die alle hier zusammen kamen?