Full text: Die Bergfestung Rothenberg

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Der Abend war wunderlieblich und äußerst wohl genützt. 
Die Besatzung war schon in die kleine Montur, die Aermel— 
weste und die unmalerische Schirmmütze, gefahren, deren 
Lederschild wie ein Visier über die Nase reichte, und je nach 
Kommando auf Wacht, Posten oder Strohsack, — die 
Korporale musterten Innen- und Außenwerke der Festung 
kritisch-strategischen Blickes, Infanterist und Artillerist 
beguckten sich aus sicherer Treffferne, — die Schanzer 
hatten heute strenge Haft und fluchten heimlich auf die 
Ablösung und ihre Härten. Auf der Bastion Karl aber 
hatte man ein Offizierszelt aufstellen lassen, Mutter sorgte 
für saftigen Imbiß, Vater für's übliche Getränke, und 
es mußte den neuen Lugarteniente anheimeln, wie lieb 
die Kameraden mit ihm waren. Kurz, man unterhielt sich 
auf's Beste, kam dem Neophiten auf allen Pfaden entgegen; 
fiel doch sogar der Herr Quartiermeister ihm mit unver— 
hüllten Anspielungen auf seine Salomonsringe zum Besten 
aller Obstbäume in die Parade, und erst, als gewichtigen 
Schrittes Korporal Egersdörfer mit dem schweren Schlüssel⸗ 
bund dem Festungskommandanten „Alles zu!“ meldete, eilte 
männiglich nach Morpheus' Schlummergezelten. — Durch die 
laue Sommernacht aber hallte es eintönig von Bastion zu 
Bastion: „Schildwacht, gib' Obacht!“ und „Nix Neues!“ —
	        
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