Väter und Mörder.
373
ich noch zuverlässig zu erfahren: ob Hauser von dem Mörder wirk—
lich in den Schloßgarten bestellt war? ob nun endlich Frater Justins
Aufenthaltsort am 14. Dezember konstatiert sei? ob von dem Zettel
ein Faksimile gemacht worden? Wird Justin ganz verdachtlos be—
funden, dann ist mir sehr wahrscheinlich, daß vornehme oder reiche
Personen im Spiele sind.“ Hofmann berichtete (2. Februar 1834),
„daß Justin am 14. Dezember v. J. nachgewiesenermaßen vom
Hause entfernt gewesen ist.“
Vollkommen verständlich werden die späteren Mordgeschichten
durch folgende Proklamation:
„Seine Majestät der König von Bayern haben auf erhaltene
Nachricht von der Art und den Einzelheiten des am 14. Dezember in
dem Königlichen Hofgarten zu Ansbach an K. H. verübten Mordes
geruhet, aus der Staatskasse für Jene eine Belohnung von Zehn—
tausend Gulden Rhein. festzusetzen, welche den Gerichten hin—
reichende Beweismittel an die Hand geben, um eine bestimmte Person
als den Urheber oder Theilnehmer des gedachten Meuchelmordes zu
verhaften und zu verurtheilen, — welches hiermit zur allgemeinen
Wissenschaft gebracht wird.
Ansbach, am 5. Januar 1834.
Präsidium der Königlich Bayerischen Regierung
des Rezat-Kreises.“)
Dieser von König Ludwig J. ausgesetzte enorme Preis rief aber
nicht lauter Mörder, er führte zunächst neue Väter herbei. Der
Justizminister Freiherr v. Schrenck in München erhielt einen ano—
nymen Brief mit dem Postzeichen Schongau:
„Da ein jeder öffentlich aufgefordert wurde, das hochlöbliche Gericht
mit jeder Muthmaßung, Kaspar Hauser betreffend, zu benachrichtigen, so
finde ich für meine Pflicht, Euer Excellenz folgende Meinung kund zu thun.
Sollte bei Kaspar Hausers Geschichte nicht etwa der gewesene Fürst Sol—
kovsky und wie ich glaube Herzog von Lignitz mit ihm Spiel sein? Zu
1) „Graf Stanhope hat auf die Entdeckung des Thäters keine Prämie aus⸗
gesetzt, welchen Entschluß seine fixen Ideen () wohl schwerlich hätten aufkommen
lassen.“ Hofmann am 2. Februar 1834 in Antwort auf Klübers Erkundigung.