Volltext: Von 1520-1534 ([2. Band])

Städte billigten die Beibehaltung der guten, christlichen Go- 
bräuche, unter denen sie aber solche verstanden wissen wollten, 
die der heiligen Schrift nicht entgegen seien; man setze voraus, 
dass auch die Fürsten andere Gebräuche nicht bis zu der un- 
absehbaren Zeit eines Conciles dulden würden; die Unmöglich- 
keit, das Wormser Edikt auszuführen, sei von den Fürsten 
zelbst anerkannt. 
Die städtische Eingabe verfehlte ihre Wirkung auf die 
Fürsten nicht. Unter ihrem Eindrucke wurde am 5. Juli eine 
Commission von acht Mitgliedern zur Untersuchung der geist- 
lichen Misbräuche bestellt. Infolge einer fürstlichen Aufforderung 
beschlossen die Städte, die Misbräuche zu behandeln und er- 
suchten !) ihre Genossen um Materialien. Nürnberg schickte 
vier Büchlein Beschwerden gegen den Clerus, welche die welt- 
lichen Stände auf dem letzten Nürnberger Reichstag hatten 
Arucken lassen, die Antwort der Stände an den kaiserlichen 
Orator in Sachen des Evangeliums und „Grund und Ursache“ 
der durch die Pröpste vorgenommenen Kirchenordnung ?). Aber 
lie in Aussicht gestellte Antwort auf die Eingabe der. Städte 
blieb aus. Man fürchtete, dass die Verzögerung von den Geist- 
lichen verschuldet sei, welche die Glaubensfrage ohne die Städte 
behandeln wollten. Hopel wurde deshalb auf Beschluss vom 
9, Juli mit der Abfassung einer neuen Eingabe betraut. Hierin 
wurde die alte Forderung der Reichsstandschaft erneuert, da die 
Städte gleichwie die übrigen Stände zum Reichstage durch ein 
kaiserliches Schreiben berufen seien. Dem Kaiser wurde indirekt 
lie Schuld an dem Bauernkriege zugeschrieben; denn nach der 
schon früher geäusserten Ansicht Nürnbergs war die Verzögerung 
des Concils und die Beibehaltung der Misbräuche schuld daran. 
Mithin sei die Reformation eine Notwendigkeit, die Durchführung 
des Ediktes unmöglich. Da dies im Widerspruch zu der kaiser- 
lichen Proposition stand, so empfahl man, den Kaiser um An- 
derung seiner Pläne zu bitten; angesichts der europäischen Lage 
werde er nachgeben. In dieser Schrift sprach sich der Nürn- 
bergische Geist aus, dem die erste Eingabe viel zu milde ge- 
wesen war. 
Aber der Einheit der Städte drohte die von Nürnberg längst 
gefürchtete Gefahr, Viele waren entschieden antievangelisch, 
andere wollten keinen Conflikt. Die Nürnberger Gesandten 
fürchteten vor allem den Einfluss Herwarts, des Augsburger 
Gesandten, auf die andern Städte. Deshalb hielt es der Rat 
für zweckmässig. nicht zu viele Städte nach Speier zu berufen 3). 
1) Friedensburg, 5. 279. ?) Der Rat an die Gesandten, 19, Juli, 
Bb. 105. 3) Der Rat an die Gesandten, 19. Juli, Bb. 105.
	        
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