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söhnung machte, mussten Brentz und Osiander mit Bucer und
Hedio, ebenso Luther und Melanchthon besonders mit Zwingli
und Oekolampadius verhandeln.
Da gelang es den Oberländern nach Osianders Ansicht,
Bucer zum KEingeständnis zu bringen, dass der Leib im Abend-
mahl sei und den Gläubigen im Brot gereicht werde; aber
nachher kehrte er zu seiner Meinung zurück, Osiander begleitete
Luther auf der Heimreise bis Schleiz, wohin dieser wegen der
Zusammenkunft des Churfürsten und des Markgrafen beschieden
war. Hier wurde ein gemeinsames Vorgehen für den Schwa-
bacher Tag verabredet !); niemand, der in den streitigen Glaubens-
artikeln abwiche, sollte zum Bunde zugelassen werden. Die
Räte beider Fürsten sollten am Donnerstag vor Galli vor dem
Schwabacher Tage in Nürnberg eintreffen, welche Stadt man
für den Plan zu gewinnen hoffte. Eine Anderung der Bundes-
verfassung wurde geplant, indem von sieben Stimmen der König
von Dänemark, der Churfürst und die Grafen je eine, die Fürsten
and Städte je zwei erhalten sollten. Die Kontingente sollten
arhöht werden und im Kriegsfalle nicht der Angegriffene die
Führung haben, sondern, um zu vermeiden, dass ein Fürst unter
das Commando eines städtischen Hauptmannes trete, sollte ein
Fürst oder Graf Bundeshauptmann sein und ihm von den
Fürsten und Städten je drei Kriegsräte beigegeben werden. Es
sollte ferner die Aufnahme Magdeburgs in den Bund von neuem
vorgeschlagen werden.
So war die evangelische Partei in zwei Heerlager gespalten.
Nürnberg, das zu beiden die nächsten Beziehungen hatte, suchte
mit Umsicht zu vermitteln.
Indes wuchs die Türkengefahr täglich; der Rat von Nürn-
berg liess sich stets genau über ihre Fortschritte berichten und
übermittelte seine Nachrichten den befreundeten Ständen und
Städten. Anfang April hatte der Rat bereits von türkischen
Truppenansammlungen an der Sau gehört?). Als im Mai die
Evangelischen ihren Convent zu Nürnberg hielten, bedachte
man, dass die Stände in den Artikeln des Abschiedes, die den
Glauben nicht beträfen, Gehorsam schuldig seien. Daher zahlte
auch Nürnberg zeitig seinen Beitrags). Ende Juni glaubte der
Rat, dass der Türkenzug in diesem Jahr nicht stattfinden würde,
während König Ferdinand zu Regensburg eifrig um Hülfe
warb *). Endlich im August erfuhr der Rat Genaueres; 200,000
Mann waren im Anmarsch auf Wien 5). Am 5. October gingen
‘) Müller, S. 287. 2) An die Gesandten, 6. April, Bb. 111.
3) An Strassburg, 29. Juli, Bb. 112, Pol. Corr. 4) An Sachsen
28. Juni, Bb. 111. 5) Spengler an Butz, 13. Aug., Pol. Corr.