Full text: Das Zeiß-Planetarium

— 
3 27 
242 
— 
40 
Geburtstages begehen, damals unter glücklicheren 
Lerhältnissen, als sie uns jetzt nach dem Welstriege 
mit seinen verheerenden Folgen beschieden sind. 
Einestattliche, vorstehends chon mehrfach genannte 
Festschrift legt heute noch Zeugnis von jener 
Gedenkfeier ab. Das 125 jährige gubiläum haben 
wir wesentlich bescheidener begehen müssen, jedoch 
trotz aller wirtschaftlichen und sonstigen Göte 
unserer Zeit im freudigen Gedenken an all die 
Arbeit, welche die Gesellschaft auch in den letzten 
25 HKahren leisten durfte und leisten konnte. Diese 
Arbeit weiterzuführen und auszudehnen, ja das 
schon Geschaffene zu erhalten, bedarf des Inter— 
esses und der Mithilfe eines jeden. auch des „un— 
ADas Zeiß—⸗ 
In kürzester Zeit wird in unserer Stadt — in 
der Anlage am Wöhrder Tor — das Planetarium 
zum allgemeinen Gesuch eröffnet werden. Das 
architektonisch einfach gehaltene, in Klinkermauer⸗ 
werk ausgefuͤhrte Gebäude wirkt besonders von 
der Vorderseite sehr gut. Seine in der Zauptform 
zylindrische Umfassungsmauer verbirgt eine große 
halbkugelige Kuppel, deren Grundkreis auf einem 
etwa 3m hohen zylindrischen Unterbau sitzt. Diese 
Kuppel aus Eisenbeton hat einen Durchmesser 
hon 25m; sie ist bei einer Wandstärke von 0cm 
im Verhältnis dünner als die Schale eines HZühner⸗ 
eies, ist starr wie diese und so fest, daß sie nicht nur 
sich selbst trägt, sondern auch die Gelastung durch 
eine dicke Schneedecke ebenso wie den einseitigen 
Druck durch starken Wind aushalten kann. Sie ist 
ein Meisterwerk deutscher gngenieur⸗-Gaukunsti 
dessen ungewöhnliche Form mit Rükchicht auf die 
senkrechten Wände der benachbarten Gebäude 
größtenteils durch die zylindrische Umfassungs— 
mauer verdeckt wurde. 
Treten wir, nach Passieren von Kassa und Garde— 
robe über eine Treppe kommend, in den Innen— 
raum des Planetariums, so sehen wir diesen über 
uns abgegrenzt durch die Innenfläche der Kuppel. 
Uur künstliches Licht erhellt den Kaum, in welchem 
z00 Personen auf bequemen Sitzen Platz finden. 
In der Mitte dieses Raumes bemerken wir ein 
graziöses Gestell aus Eisenträgern, fahrbar und 
etwa 3 m hoch. Es trägt den Apparat, von wel— 
chem aus die Gilder von 5400 Fixsternen, der 
Milchstraße, der Sonne, der Planeten und des 
Mondes gleichzeitig auf die weiße Innenseite der 
Kugel geworfen werden. Der Sternenhimmel, wie 
er sich in klarer Kacht von einer hochgelegenen 
Ztelle aus dem menschlichen Auge bietet, wird uns 
in seiner ganzen Pracht vorgezaubert, sobald nach 
Lerlöschen der Raumbeleuchtung die Gesucher— 
schaar in vollkommenes Dunkel gehüllt ist. Mich 
gelehrten“ Naturfreundes, der, wie schon erwähnt, 
benso wie der Forscher im Luitpoldhause stets 
villkommen geheißen ist. Möchte die Caturhisto⸗ 
ische Gesellschaft Kürnberg unter bewährter 
uührung und wie bisher getragen von dem 
Vohlwollen des Stadtrates zu Qurnberg auch 
sernerhin blühen und gedeihen und in jedem ihret 
Mitglieder das wundervolle Faustwort, das an 
der Stirnseite im großen Sitzungssaale des Luit⸗ 
poldhauses angeschrieben steht, zu bewußtem 
Erleben erwecken: 
„And wenn Natur Dich unterweist, 
Dann geht die Seelenkraft Dir qauf“. 
gulius Rühm 
Planetarium 
weniger als 119 Projektionsapparate besorgen 
diese Abhildung; sie sind in besonderer Weise än— 
eordnet und dienen gruppenweise verschiedenen 
Jufgaben. (Ogl. Fig. Tund Erläuterung) Die zwei 
ugelförmigen Gebilde am oberen und unteren 
Ende des Instrumentes enthalten je 10 Gildwerfer 
ur Darstellung des nördlichen und südlichen Fix⸗ 
ternhimmels; ebenfalls z2 Gildwerfer geben die 
damen der Sternbilder; je einer an der Seite der 
dopfenden, nördlich und südlich, dient zur Ab⸗ 
zildung der Milchstraße, je neun für jene von 
Sternhaufen, Nebelflecken und sehr hellen Ster—⸗ 
en. Dazu kommen noch 15 solcher Einzelapparate 
ür die Abbildung der fuͤr Messung und vrien— 
ierung am Himmel wichtigen Linien, welche ge— 
egentlich bei Erläuterung des Instrumentes und 
der Gorgänge am Himmel benützt werden. Die 
zanze Anordnung dieser Gildwerfer kann um die 
zentrallinie der beiden Projektionsköpfe als Achse 
gedreht werden und bewirkt dann ein Wandern 
der Sterne über die Kuppelfläche, so wie es sich im 
aufe eines gahres für den Erdenbewohner sicht⸗ 
jar vollzieht. Aber außer den, dem Fixsternhimmel 
ingehörigen Gebilden wurden seit alten Zeiten 
Zzterne beobachtet, welche sich abweichend von 
enen, nach besonderen Gesetzen bewegen: die Pla⸗ 
ieten, zu denen imaltertum auch Sonne und Mond 
zezählt wurden, denn auch sie haben ihre Eigen— 
ewegung gegenüber den Fixsternen. Die Astro⸗ 
lomen haben ermittelt, daß die Planeten und der 
Nond sich nahe der Ekliptik⸗Ebene bewegen, in 
velcher die Sonne ihre scheinbare Bahn um die 
Erde durchläuft; das hat für das Zeiß⸗Plane⸗ 
arium zur Anordnung von weiteren 18 Gildwer⸗ 
ern geführt, die in den beiden zylindrischen Ge⸗ 
zjäusen angebracht sind, welche sich an die kugel— 
örmigen Enden Nund s, Fig. J des Instrumentes 
inschließen. Die schwach elliptischen GBahnen der 
Planeten sind in diesen Gehäusen in kleinem Maß— 
9 
4* *
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.