Des Sreundes Treue.
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seien und die Schweizer dadurch in den Stand gesetzt hätten,
die Haufen einzeln zu schlagen. Der Mann wußte zu berichten
von einem Kampf der Graubündtner mit den Tirolern, welche
sie an zwei auf einander folgenden Tagen aufs Haupt geschlagen
hätten. Alsdann seien die Eidgenossen bei Hardt dem schwäbischen
Bundesheer entgegen gerückt. Allda sei ein großes Morden ge—
wesen und zweitausend der Schwaben gefallen. Kurz darauf sei
bei Basel gefochten worden und die Schweizer abermals Sieger
gewesen. Mit fünfhundert Mann seines Heerbanns habe hier
auch der Graf von Thierstein den Tod gefunden. Auch von
einem dritten und vierten Kampf wußte der Mann zu sagen,
dem einen am Schwaderloch bei Konstanz, wo bei vierzehnhundert
Schwaben gefallen seien, und dem andern bei Frastenz, einem
hohen Gebirgspaß, den Heinrich Wolleb von Uri kühn umgangen
und genommen habe.
In der Stadt gab's da eine gewaltige Erregung der Ge—
müter. Alle Werkstätten und Kaufhallen ruhten, niemand ge—
dachte der Arbeit, und wieder waren die Trinkstuben gefüllt
mit ernst dreinschauenden Männern, denen um das Schicksal
des Nürnberger Aufgebotes bange war. —
An die Thür des Meisters Dürer klopfte es ungestüm,
und die öffnende Magd erschrak vor der Frau, welche Einlaß
begehrte. Frau Crescentia war's, des Ratsherrn Wilibald
Pirkheimer Ehegemahl, die mit fahlem Gesicht und schwerem
Atem nach dem Meister Dürer fragte.
Dieser kam ihr auf der Stiege entgegen — er hatte ihre
Stimme vernommen und den Anlaß ihres Kommens schnell
geahnt.
Er las aus ihren Gebärden tödliche Angst und vernahm
auch alsobald aus ihrem Mund, was ihr das Herz zermartere.
„Habet Ihr denn noch nicht vernommen, des die ganze Stadt
Stein. Albrecht Dürer.