100
gegengetreten sein. Somit ist auch dieser Fall eine
neue Mahnung zur Vorsicht, wenn es gilt, uns ein Bild
von den mittelalterlichen Handwerksverhältnissen zu
machen, die nicht ganz unzweifelhaft deutlich sich aus
den Quellen ergeben. Man darf also nur, schrittweise
vorgehend, alle Einzelheiten prüfen, um im besten
Falle aus der Mehrzahl der so gewonnenen Resultate
für eine Stadt vorsichtige Schlüsse auf eine Grund-
tendenz zu ziehen, welche der Berufsspaltung freundlich
oder abgeueigt gewesen ist. Mag man nun die Frage
nach den bisherigen Vertretern der Taschenmesser-
industrie beantworten wie man will, für die Messerer
bildete unser Verlass auf jeden Fall eine Kompetenz-
erweiterung und damit einen Vorstoss gegen die Speziali-
sation, und zwar auf Wunsch des betreffenden Handwerks,
Die Tendenz gegen diese musste ja überhaupt
um so stärker werden, je mehr die Handwerker
darauf bedacht wurden, ihre Waren in grösseren
Mengen auf den Markt zu bringen. War es doch für
einen Meister vorteilhafter den ganzen Fabrikations-
prozess in seiner Hand zu vereinigen und in seiner
eigenen Werkstatt vor sich gehen zu lassen, ohne die
Hilfe eines andern Gewerbes in Anspruch nehmen
zu müssen — denn nur der eigene Betrieb bietet z. B
abgesehen von anderem die volle Sicherheit für Ein-
haltung der Lieferungsfrist — und auch finanzielle
Überlegungen müssen frühzeitig zu einer Zusammen-
legung von — auch heterogenen — Arbeiten führen.
Da ja jeder andere zu Hilfe gezogene Betrieb einen
Ausfall am eigenen Gewinn bedeuten musste. Das
musste um so störender sein, je geringer der Verdienst
an dem in Frage stehenden Objekt war. Aus solchen
Gedanken heraus ist wohl die — auf Ansuchen der
Meister erteilte? -—. Erlaubnis zu verstehen, das