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vielgepriejen, bietet vortrejflide Gelegenheit, auch die gefell-
ihaftlide Bewegung der mittelalterlidhen Arbeiterjchaft ge-
nauer zu beobachten und zu begreifen. Ein großer Schauplaß
ift eS, und nicht gering ijt die Bedeutung der Vorgänge,
Sie fih in dem Banne der freien Reichsjtadt abjpielen.
Bor einem KJahHrfünit etwa habe ich in einer Zuelen-
arbeit (in den Jahrbüchern für Nationalökonomie und Sta-
tijtif, Neue Folge. 19. Band. S. 337—395; S. 588 —615)
5as altnürnbergiiche Gefellenwwejen behandelt. Heute, da ich
zen Gegenitand von Grund aus umgearbeitet, berichtigt,
ergänzt und erweitert habe, wende ich mich nicht allein an
die engeren Fachgenofjen. Für einen weitern Lejerfreis find
die Bilder aus der Gejchichte des arbeitenden Volkes be-
itimmt. Aus den Urfundenfchreinen des fünfzehnten und des
jechzehnten SYahrhundert3 atınet unZ ein Leben entgegen, 70
iugendfrifch und tHatenfroh, als wenn die Gefchlechter (ängft
antichwundener Menichen noch mitten unter ung wandelten.
Yeder Schritt, den wir in die Jahrhunderte rücdwürts
tun, führt uns immer neue verwandte Erjcheinungen aus der
Neuzeit vor Augen. Wenn wir ung in alte Begebenheiten
vertiefen, Tollte fih da nicht der Blick für das moderne
Veben jchärfen? Und jo wären die Schicfjale der Vergangen-
heit eine erfprießlidhe Lehre für die Kämpfe der Gegenwart.
Berlin, den 7. Noventber 1893,
Bruno Schoenlank.