Full text: Propositi-||ones Theologicae|| Reverendorum Virorum D.|| Marth. Luth. Et D. Philippi Melanth. Continentes|| summam doctrinae Christianae, scriptae & disputatae|| Vvitebergae, inde usq[ue] ab anno 1516. De|| quo tempore vaticinatus est Johannes Hil-||ten, initium fore reformationis|| Ecclesiae anno 1516.|| Cum praefatione D.|| Philip. Melanth.

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tung dieses Ausspruches sein soll, wenn der Dichter jener Zeit, 
Conrad Celtis, das eine der drei Nuͤrnberger Stadtwappen, den 
Adler mit dem gekrönten Jungfrauenantlitz damit in Verbindung 
bringt, daß das Frauenregiment daselbst nicht ganz selten gewesen 
sei; eine Anerkennung ist aber gewiß in dem Kaiserlichen Privi⸗ 
legium zu finden, welches den Patriciertoͤchtern an ihrem Hochzeit— 
tage den Schmuck einer Krone gestattete, daher man sie Kronbräaute 
nannte. Wie in dem 15. und in das 16. Jahrhundert hinein 
die schönen Künste in Nürnberg florirten, wie in der Malerei 
Michael Wohlgemuth und Albrecht Dürer die Gründer der 
deutschen Schule wurden, wie die bedeutendsten Baumeister, Erz— 
gießer und Bildhauer, die Gebrüder Ruprecht, Sebald Schonhofer, 
Peter Vischer, Veit Stoß und Adam Krafft dort lebten und 
schafften, die bekanntesten Meistersänger Hans Rosenplüt, Conrad 
Folz und dem 16. Jahrhundert angehörig der berühmteste von 
allen Hans Sachs daselbst ihre dichterischen Werke schufen und 
das deutsche Drama begründeten, ist allgemein bekannt und bei 
der Kürze der Zeit nicht weiter auszufüͤhren. Aber auch die 
Wissenschaft wurde daselbst von gewiegten Männern vertreten 
und belebt, die Geschichte durch die Chronikenschreiber Ullmann 
Stromer, Sigmund Meisterlein, Conrad Celtis und Andere, das 
wiederbelebte Studium der klassischen Litteratur durch Georg 
Heimburger, Wilibald Pirkhaimer, Eoban Heß, Cammerarius, 
die Mathematik durch Bernhard Walther und Johann Müller, 
genannt Regiomontanus, welcher bekennt, daß keine Stadt für 
seine wissenschaftlichen Bestrebungen so ersprießlich sei, als Nuͤrn— 
berg. Das Schulwesen stand daselbst in hoher Bluͤthe, die auch 
von außerhalb viel besuchten Schulen an den vier Hauptkirchen, 
in welchen Grammatik, Rhetorik, Dialektik und Musik gelehrt 
wurde, waren bereits im 14. und im Anfange des 15. Jahr⸗ 
hunderts gegründet, die später unter Melanchthons Mitwirkung 
errichtete Gelehrtenschule war eine der hervorragendsten in Deutsch— 
land. Eine durch Gewerbe, Kunst und Wissenschaft so bluͤhende 
Stadt, neben aller Frömmigkeit stets frei geblieben von jedem
	        
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