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und Mantille oder in ihrem schwarzen Empfangs⸗
kleid auf der Schwelle des Kinderzimmers und be—
trachtete mit getrübtem Blick die spielenden Kinder
dh sah sehnsüchtig nach ihrem Nähtischplatz am
enster. —
Den Vater sahen die Kinder kaum noch,
höchstens bei den Mahlzeiten, und da durften sie
nicht mehr so fröhlich plaudern, sie mußten be—
scheiden schweigen, denn es war die einzige Zeit,
in der Josephine mit Sebastian, mit dem Gatten,
die wichtigsten häuslichen Dinge besprechen konnte.
Die Abende waren ausgefüllt mit Versammlungen
oder mit der weitläufigen Korrespondenz.
Sebastian Rottmann blieb ja nicht stehen bei
den momentanen Wohlfahrtseinrichtungen, deren
Gründerin die Not gewesen, er korrespondierte mit
zahlreichen Persönlichkeiten, deren philanthropische
Bestrebungen er kannte, mit Deutschen und Eng—
ländern. Überall suchte er zu lernen, was geschehen
könnte, das Volk zu heben und zu stärken.
Hätte Josephine sich nur mit doppelter Liebe
ihren Kindern widmen dürfen, sie hätte dies Hinaus—
streben des geliebten Gatten leichter ertragen. Aber
sein treibender Geist wollte auch sie mit hinaus—
drängen aus den Pflichten gegenüber der eigenen
Familie. Darum sah sie oft mit trüben Blicken
auf ihre Kinder, zu denen sie wieder ganz zurück
wollte und mußte — das war ihre heilige Uber⸗
zeugung und ihr fester Wille; und sie betete mit
heißer Inbrunst um Kraft, dem geliebten Gatten
und dessen Willen widerstehen zu lernen zu ihrer
Kinder Heil.
Die Kinder fühlten nicht viel von dem Um—
schwung der Dinge. Anfangs fragten sie oft nach
Lu Volbehr. Die neue Zeit. ß