war er zumal nachmittags, wenn schon die fein⸗
geröteten, runden Wangen verkündeten, daß er sich
selbst über Mittag an einem Glase feurigen Malvasier
in das schöne Griechenland geträumt! Dann konnte
er leicht nehmen, was ihn den Morgens verdrossen
hätte. Er war eine vornehme Natur, zurückhaltend,
doch nicht unnahbar, wo er nur keine „banausische“
Gesinnung traf.
„Uns ist in allen Mären Wunders viel geseit
Von helden lobebären und großer Arebeit.“
Auch Du, der uns dies lehrte, stehst mir lebendig
vor den Augen, ein lobebärer Held der Wissenschaft,
ein Mann von großer Arebeit, Du Ehrwürdiger
im Silberhaar, vor dem wir etwas empfanden wie
die spartanischen Knaben vor dem Alter. Du hast
selten oder nie getadelt, auch kaum dazu Anlaß ge—
habt, aber dann wurdest Du fast noch röter als wir,
Du Achtunggebietender!
Nur andeuten will ich die vergnügten Stunden,
die wir in den ehrwürdigen Räumen verlebten, die
einem stolzen Bau weichen mußten. Wenn mit Hilfe
der durchlochten Vorlagen die Umrisse gelungen
waren und aus Deinem Munde, Meister des Pinsels,
ertönte das beglückende „Kannst schattieren!“, welch
ein Stolz ob der erreichten Stufe! Was könnten
die losgelösten Pfeifen der Studienorgel erzählen,
wovon war das Fenster hinten auf den Platz hinaus
nicht Zeuge, wenn Du über ihn heimschrittest, sehn—
suchterfüllt nach dem Himmel Italiens, dessen
Sprache Du bis in ihre Mundarten beherrschtest!
Darfst Du fehlen, Meister des Gesanges? Nein,
Deine Gestalt steht zu lebendig vor mir, als daß
ich sie nicht mit einigen Strichen festhalten sollte.
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