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Truffaldino. Da haben wir's! (Für sich.) Ja, wenn mir
meine Herren Alles durch ihre Dummheiten verderben, da hilft
mir alle meine Pfiffigkeit nichts.
Florindo (hat in den Brief gesehen). Es ist von Beatricens
altem Diener: „Ihre Abreise macht überall das größte Auf—
sehen. Man glaubt allgemein, Sie wären dem Herrn Florindo
nachgereist. Man weiß, daß Sie Turin in männlicher Kleidung
verlassen haben. Seien Sie auf der Hut, ich bin verschwiegen.“
— Also Beatrice wirklich in Venedig! (Liest weiter.) „Auch
muß ich Ihnen das Gerücht mittheilen, welches hier im Umlauf
ist: Ihr Bruder Federigo, welcher schwer verwundet war, sei
nicht gestorben, sondern bei einem Freunde unweit Turin in der
Pflege, und in der Besserung“. Was sind das für Neuig—
keiten! O, nun stehe der Himmel mir bei, daß ich vor Allem
Beatrice finde! (Zu Truffaldino.) Du wirst Alles aufbieten, mit
deinem Kameraden zusammenzutreffen und zu erfahren, wo seine
Herrschaft wohnt. Du sollst reich belohnt werden!
Truffaldino. Sehr angenehm, aber dann geben Sie mir
nur auch den Brief wieder.
Florindo. Da nimm ihn, und verliere keine Minute, ihn
auszuforschen. (Für sich.) Wenn Rasponi wirklich lebt und piel—
leicht sogar in Venedig ist, darf er Beatricen nicht begegnen!
Geh! und suche Pasqualen auf! (Ab in die Straße rechts.)
Dreizehnter Auftritt.
Truffaldino (allein.)
Truffaldino. Der ist ganz außer sich über den Brief.
Nein, wenn ein Herr sich so benimmt, da muß ich ihn auf—
geben. Mir solche Verlegenheit zu bereiten! Wie soll ich den
Brief nun wieder verschließen? Meine Großmutter versiegelte
ihre Briefe alle mit gekautem Brod. Ecucht in der Tasche.)
Richtig, da ist noch ein Stückchen; und das konnt' ich bei