Volltext: Hans Sachs und seine Zeit

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Faftnachtfpiele. 
davon Hberzeugt, fagt fie: Sie merke nun wohl, daß fie „daz Plerr“ 
gehabt habe. Auf des Bauern Frage, was das bedeute, berichtet fie 
Yın: wenn man morgens im Nebel ausgehe, fo Überziehe diefer die 
Mugen derart, daß man immer zwei verfchiedene Perfonen zu fehen 
glaube, wo in Wirklichkeit nur eine ijt, Der Bauer fieht Hiernach ein, 
daß auch er das „Plerr“ gehabt Habe und alfo der Lfaffe, den er zu 
iehen gemeint, mur eine Augentäufchung war. 
Die Faftnachtfpiele des YJahres 1554 find: „Der todie Mann“ 
Die oft wiederholte Sefchichte, daß ein Mann, um die Liebe feiner ich 
im gegenüber {o übermäßig zärtlich gebärdenden Fran zu prüfen, Jich 
tot ftellt), „Das weinend Hündlein“, „Der alt Buhler mit der Zauberei“, 
„Die wunderlichen Männer gjhlacht zu machen“, „Der Liederliche 
Mann mit dem munfeten Weib“, „Der Pfarrer mit fein ehbrecherifchen 
Bauern“, „Der blinde Meßner mit dem Pfarren und feinem Weib“ 
und endlich „Der Krämerskorb“. Zwei KHeineren gleichfall® einaktigen 
Stücken „Sanct Peter lest fich mit feinen Freunden“ und „Der Kampf 
zwifchen Frau Armut und Frau Glück“ hat er nur die Bezeichnung 
„ein Spiel“ gegeben, er führte fie aber [päter doch unter den Haftnacht- 
jpielen auf. Bei mehreren der hier genannten Stücke ift der Stoff 
von ihm auch alz Meifterlied behandelt worden, die Sejcdhichte vom 
„Krämersforb“ fogar zweimal. Diefes Fajtnachtjpiel, wenn es auch nicht 
zu feinen vorzüglichften gehört, zeichnet fich Doch durch feine einfache 
und gefchickte Struktur aus. Der Krämer und fein Weib zanfen fich 
auf der Straße, wer den Korb tragen fol, wobei fie fich gegenjeitig 
über ihre Untugenden die Härteften Vorwürfe machen, bis nach einer 
Balgerei beide fortgelanfen find. Der Hausknecht, der für feine Herr- 
ichaft Wein Holen follte, hat den Vorgang belaufcht, und al fein Herr 
nebft der Frau anfommen und ihn wegen feines langen Ausbleibens 
ichelten, erzählt er ihnen den eben vor ihm gefehenen Vorgang. Nım 
ontjpinnt fich zwijchen dem Herrn und der Frau darüber der Streit, ob 
der Krämer oder die Frau des Krämer8 im Nechte fei; und der Bant 
darüber führt ebenfo zur Prigelei, Nım Fommt die Magd gleichfalls 
und hört von dem Hausknecht, was die Urfache des Streite8 zwijchen 
der Herrfchaft gewejen. Da auch fie nun für die Fran Partei nimmt, 
jo fommt c8 jchließlich auch zwifchen ihr und dem Hausknecht zu einer 
Prügelei, und der Hausknecht {AHließt in dem Epilog das Spiel mit 
der Moral Es folle fi ein weifer Mann 
Nicht fremden Handels nehmen an.
	        
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