Volltext: Hans Sachs und seine Zeit

304 Markgraf Albrecht und Hans Sachs. 
Abfchriften aus alter Zeit erhalten geblieben, Die das Gedicht, welches 
durech Fühne Phantafie und Fraftvollen poetifchen Ausdruck zu den 
bedentenditen und merkwürdigften Schöpfungen des Dichters gehört, 
vor dem Untergang bewahrt Haben. Die „Himmelfahrt“ it, wie man 
denfen Kann, ironijch gemeint, da e$ fich in der hat um eine Höllen- 
Sahıt Handelt, für deren Schilderung er wieder nach Jeiner alten SGewohn- 
geit bei derartigen Phantafien die Form des Traumes gewählt Hat. In 
diefem Tramme erfcheint ihm zuerft der „Geniu8“, der ihr auffordert, Ihm zu 
“olgen: 
Ich will dir zeigen ein Krieasfürften, 
Den allzeit hart nach Blut was dürften, 
Welcher fchier das ganz deutfhe Land 
Mit Krieg erweckt hat durch fein Hand, 
Und deff verderbt ein großer Theil 
Innügß ihm felber zum Unheil 
Der „Genius“ führt nun den Dichter zunächft in ein weiteS und dunkles 
Thal, wo er eine lange SGeftalt mit Ächzen, Senfzen und Wimmern 
dahin jchreiten ficht, während von allen Seiten die Glocken läuten und 
flägliche SGefänge zu vernehmen find. Der Dichter meint, das fei wohl 
ci FJürjt, der von allem VBolfe fehr geliebt worden fe. DO nein, 
erwidert der Genius, im Gegenteil bedeute das ein allgemeines Zroh- 
Locken, und wenn fich Magen darein mifchen, fo jei daS mur Deshalb, 
daß der Tod ihn nicht fchon vor längerer Zeit abberufen habe. Selbft 
die Hlrften, die im Anfang mit ihm verbindet waren, Hätten fich zulebt 
vor Jeinen Thaten jo entfeßt, daß auch von ihnen Keiner ihn ‚möchte 
ing Leben zurückufen. An diefe Einleitung fHließt fich nun der Haupt- 
inhalt des Gedichtes in der eindringlidhen BefchHreibung der Scharen 
und langen Züge aller derjenigen, die durch den Verjtorbenen ins Ver- 
derben, in Tod und Slend gerifjen worden find, fei e8 al8 unf-huldig 
von ihn Bekriegte und Hingeopferte, fer eS& un feinem Gefolge. Wie 
Hans Sach hier die Wanderung befchreibt, die er unter Führung feines 
Seniu3 fortjeßt, fommt er in der ausfchiweifenden PhHantafie und in der 
Sindringlichkeit der Farben in der That feinem großen Borbild Dante 
nahe. Nachdem fie auch über dem Styr gefahren jind, bemerken fie 
drüben die SGeijter aller jener Tyrannen, die fich in der Gefchichte durch 
olutige THaten Hervorgethan Haben. Er beichreibt den Cerberu3 und den 
großen Höflenrachen, endlich das furchtbare Feuer, welches im ganzen 
hölfiichen Haus zu toben beginnt 1umd über dejfien Krachen und Praffeln 
der Dichter — erwacht.
	        
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