10
die erste Schule besuchten, rühmte von seinem Zögling
Behaim, daß er gar leicht zu erziehen sei, und selten An—
laß zu Tadel und kleinen Bußen gebe. fter nur mußte
der kleine Grübler aufgerüttelt werden, daß er, wie man
sagt, ordentlich bei der Stange verblieb, und nicht seine
Gedanken neben der Schultafel herschweifen ließ. Der
Schüler, von dem der Lehrer nach des Vaters Andeu—
tungen und nach damaligem Brauche annahm, daß er als
Erstgeborener später das väterliche Geschäft übernehmen
werde, wurde von Herrn Joppel im Lesen, Schreiben und
Rechnen, daran sich schon eine kleine Belehrung über Buch—
führung anknüpfte, unterrichtet. Dazu kam etwas Hei—
natskunde und Geschichte der freien Reichsstadt Nürnberg.
Das Lernen fiel dem Martin nicht schwer, aber eine
absonderliche Anregung für den kleinen Kopf, die für sein
zganzes späteres Leben am meisten ins Gewicht fallen
sollte, empfing er außerhalb der Schule.
Es wohnte um die Zeit, als der kleine Behaim noch
das Schulränzel auf dem Rücken trug, ein Herr Bernhard
Walther zu Nürnberg, den die meisten seiner Mitbürger
einen rechten Kauz und Sonderling nannten. Er stand
bereits im Anfang der vierziger Jahre, hatte von seinem
Vater ein großes, ansehnliches Haus, das von dem Be—
haimschen am Markte nicht fern lag, und ein tüchtiges
Vermögen geerbt, war aber dabei ledigen Standes ge—
blieben, und betrieb keinerlei Geschäft oder Gewerbe. In
seinem Hause wirtschaftete für ihn eine alte Schaffnerin,
die auch den vor dem Thore belegenen Obstgarien unter
Aufsicht nahm, denn auch für Gartenwirtschaft fehlte dem
Besitzer, wie er selbst sagte, jedes Verständnis.
Obwohl Herr Walther nicht zu den alten Geschlechtern
der freien Reichsstadt gehörte, war er mit Martins Bater