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zu einer eigentlichen Aktion gar nicht schreiten!. Harden-
berg war über diese Entwicklung etwas erstaunt. Doch
hatte er von Anfang an den Verheissungen des Gesandten
nicht geglaubt, dessen Antrag auch dem Kabinetts-
ministerium nicht empfohlen.? So wusste er sich über das
Missgeschick leicht zu trösten.?
Die letzten Bemühungen zeigten deutlich, dass Friedrich
Wilhelm einen Anhang im Kreise nicht besass, Der Un-
mut wurde gerade damals, im November 1793, durch die
strengere Durchführung der Konskription verschärft. Beim
Beginn derselben hatte man sich mit Einreichung von Be-
schwerden bei den preussischen Behörden begnügt. Jetzt
wurde die Intervention der Kreisversammlung angerufen.*
Manche Uebertreibung lief dabei unter, so wenn der Rat zu
Nürnberg klagte, die gewaltthätige und äusserst schimpf-
liche Behandlung habe die Unterthanen der Stadt fast bis
zur höchsten Verzweiflung gebracht. Nach der Darstellung
Bambergs hätten sich seit Juni 1793 die Eingriffe wie ein
unaufhaltbarer Strom verbreitet; sehr wenige fürstliche
Aemter seien von den schreienden Vergewaltigungen ver-
schont geblieben; manche würden, wenn die Aushebung
der Konskription folge, mehr als zwei Drittel ihres seit Jahr-
hunderten besessenen Umfangs verlieren. Mit dem Vor-
gehen Brandenburgs, behauptete man, sei die Vernichtung
der politischen Existenz des Bistums verknüpft. Die Kreis-
gesandten mochten wohl die Hoffnung nähren, die Er-
Öörterung vor dem Konvent werde wie bei der Häuser-
1. Bericht Sodens d. d. Nürnberg 2 5. Nov. 1793; ebda.
2, Bericht Hard. d. d, Bayreuth 6. Okt, 1793; ebda.
3. Die Skizze von Hard. Hand aus dem Nov. 1793.
4. Nürnberg gab hiefür das Beispiel mit dem Promemoria d. d.
Nürnberg 27. Nov. 1793, doch schickte der Magistrat am gleichen
Tage auch eine Beschwerde an Hard. Jedem der Promemoria folgte
eine Note des Kreises an Soden (K.-A. a. a. O. — R. XL 15).