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Die Schaufpiele.
antnommen ft, in der 1557 gefchriebenen Tragidie „Der Hörnen
Seyfried“, wo die ganze Siegfriedsfage von Anfang an bi$ zum Tode
des Helden mit allen Abenteuern Ddargeftellt it, eilt er wieder mit
wunderbarer Naivetät über weite Zeiträume Hinweg. Im erften Akte
wird Siegfried von feinem Bater Siegnumd fortgefchict, um nach
MWorm8 zu gehen, und fchon im nächften Auftritt desjelben Aktes erfdheint
Siegfried in der Schmiede und macht dort feine Kraftproben. Im
zweiten Wfte wird zunächft die Erlegung des Drachen im einem einzigen
Monolog SiegfriedE abgemacht und dazwifchen findet fich Die folgende
Yühnenaniwveifung :
„Seyfried geht zu dem Höl, fhaut hinein; der Trach fcheußt heraus
auf ihn, er {qüßt fih mit dem Korb, darnach mit dem Schwert, {hlagen
einander. Der CTrach giebt die Flucht, laufen beid ab. Seyfried macht
dranfen ein Rauch, als verbrenne er den Trachen, geht darnach wieder
ein und fpricht:“ 2C,
In ähnlicher napper und befchreibender AWeije werden Die weiteren
Aktionen des TrauerfpielS behandelt, das bis zum Tode Siegfried3 geht,
dem fi noch ein Monolog der Hagenden Kriemhild anfchließt und
danach wie jtet3 der mıoralifierende Cpilog des Chrenhold, der Hbrigen3
auch mit Siegfried jehr unzufrieden ift, denn er nennt ihn
Ohn Zucht, guter Sitten und Tugend,
Derwegen, frech und unverzagt,
Der fih in al Sfärlichfeit waagt,
Oft find die Bühnenanweifungen von fehr jpaßhafter Maivetät, nament-
ich, wo er im den biblijhen Stücden dem Wortlaute des Bibeltertes
;reu zu bleiben Jucht, ihm aber doch auch zugleich fein eigene Kolorit
verleiht. In der Komödie „SGideon“ (gefehrieben 1556), al3 der dem
Helden erfchienene Engel das „Spei8opfer“ gebracht hat, fchreibt der
Dichter vor:
„Sideon fest Korb und Hafen nieder, geußt die Brüh aus; der
Engel rührt’s mit dem Stab an, geht ‚Feuer raus. Der Engel geht
eilend ab.”
Wie Hans Sach3 meift fehr gewijfenhaft in der Angabe der Quellen
ijt, fo weijft er auch im den biblijdhen Stücen in dem Prolog des
Ehrenhold {tet3 auf das Buch und Kapitel des BibelterteS hin. So
beginnt der Prolva zum Sideon: