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das Buch von Hartmann Schedel berichtet, beweist immerhin
— worauf freilich nicht zu viel Gewicht zu legen sein
dürfte —, dass eine Bekanntschaft zwischen Schedel und
Tucher bestand. Nachdem Tucher nun aber aus Palästina
heimgekehrt ist, wird sein Interesse für den Humanismus
so stark, dass er nach aussen hin für ihn zu wirken beginnt;
zwar zeigt seine eigene Schriftstellerei, wie angedeutet,
höchstens ein paar eingestreute Züge, die der neuen Lehre
verdankt sind, aber wir werden alsbald sehen, wie er
fremde humanistische Schriftsteller zur litterarischen Thätig-
keit anregt, wie er antike Realien und moderne Studien-
hilfsmittel offiziell in Nürnberg zugänglich zu machen sich
bemüht. Er hatte den guten Willen, er hatte die Macht,
und er lebte lange genug, um die Vaterstadt thatsächlich
bis an den Beginn des neuen Kurses zu führen: denn der
‘accuratif/imus con/ul', wie ihn Hartmann Schedel nennt),
ist erst 1491 gestorben. Von vornherein mit besonderer
Vorliebe dem Humanismus zugewandt, nicht mehr dem
Auchhumanismus zuzurechnen ist Hans Tuchers Geschlechts-
genosse Sixtus Tucher; immerhin wird der Familienzusammen-
hang nicht ganz ausser acht zu lassen sein. Sixtus Tucher}
1459 (57?) geboren, ist jener Jüngling, an den, wie oben
berichtet”), der Nürnberger Dr. Georg Pfintzing von Mainz
aus ein Ermunterungsschreiben richtet zum Dank für die
‘löttere /fuccincte et ornate’, die der “mode/tiffimus adule-
/centulus’ an ihn gerichtet hat: er prophezeit ihm den grössten
Ruhm, wenn er die einmal beschrittenen Bahnen weiter
verfolge, “%% litterarum /tudia in nofterum non deferis’. Sixtus
Tucher ist dieser Anfeuerung aufs eifrigste nachgekommen,
er hat alsbald Nürnberg verlassen, wo noch nicht viel für
ihn zu holen war, und hat fremde. vornehmlich italienische
1) S. Joachimsohn MVGNürnberg 11, S. 28.
2) S. 31 und 33.