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Ir Mündlein brint wie ein Rubin
Wohlgeschmack; auch so stehnd darin
Ire Zenelein, gestellt mit Fleiß,
Rund, glat, geleich den Perlein weiß
Milchfarb so sind auch ire Wangen,
Mit roseuroter Farb umbfangen,
Darinn zwey kleine Grüblein zart.
Ir Euglein braun, lieblicher Art
Darzu ein lang fliegendes Haar,
Liechtgelb, geleich dem Golde klar,
Zierlich kraus oberhalb der Ohren
Darzu hat auch die wohlgeboren
Ein Hälslein und ein Kehlen weiß
Darunter zwey Brüstlein ich preis,
Mit plauen Ederlein geziret,
Hin und wider gedividiret.
Ir Bäuchlein glat, gwollen und lind,
Ir Schultern wol gebildet sind,
Lang dünn und grad ir Seiten send,
Schön und gerad an allem'End,
Ir Händ und Füß subtil und adlich,
Ir gantzer Leib der ist untadlich;
Und tritt her in irm Gebend und Gwand
Gantz erbarlich nach irem Stand.
Und wenn sie Argus sehen thet,
Der vor Zeit hundert Augen het,
So müst er ir doch sprechen Lob,
Der geleich glaub ich, und wenn auch ob
Apelles, der best Maler werd,
Itzund noch lebet hie auf Erd
Und ir Bildnus entwerfen solt
Und gleich all sein Kunst brauchen wollt
Mit seinen meisterlichen Sinnen,
Würd im doch all seine Kunst zerrinnen,
Daß ers malet so schön und zart,
So holdselig freundlicher Art,
Wie sie denn itzt auf Erd ist Leben,
Das ir durch die Natur ist geben.“