zirkelter Entfernung dahinflössen, alle Pflanzengeschlechter in
einer einzigen, wenngleich die höchste Vollkommenheit und
Schönheit umfassenden Mittelgattung sich verallgemeinten: so
wäre dahin alle Schönheit und Pracht der Erde, erstarrt das
grosse herrliche Leben der Natur. Wie aber dieses Gottes
ewigen Gesetzen zuwider 1st, SO steht auch im Buch der Welt-
ordnung geschrieben, dass der Asiate nicht Europäer, der
Europäer nicht Morgenländer ... sondern jeder nur er selbst
und dieses ganz und in der menschlichen Vollkommenheit sein
und bleiben soll.“
Und wie sehr die Naturverhältnisse den Charakter der
Menschen beeinflussen, das zeigt sich z. B. beı den Orientalen.
Diese erkennen in der ungerechten Gewalt, die ihr Schah übt,
nichts anderes als eın Gottesurteil, dem sich jeder, ergeben
in Gottes Willen, demütig unterwerfen könne. „Kaiser sein und
ungerechte Gewalt üben” sind dem Perser gleichbedeutend.
Sogar durch eine gemeinschaftliche Redensart werden sie be-
zeichnet. „Demungeachtet dient der Perser mit freudig wiıl-
lizem Gehorsam seinem Despoten.”
Auch hier erweist sich deutlich Herders Einfluss.
Ethik.
Feuerbachs Ethik lehnt sich fast vollständig an diejenige
Kants an. Moral ist nach ihm die Wissenschaft der natür-
lichen Pflichten und des vom Sittengesetz bestimmten Erlaubt-
seins. Ihr Grundsatz ist!): „Handle nach solchen, Maximen,
die, als allgemeines Gesetz gedacht, sich nicht selbst wider-
sprechen!‘
Wertvoller für das Verständnis des Feuerbachschen Lebens-
werkes, von grösserer, praktischer Bedeutung für ihn, war es,
dass er auch die praktische Seite von Kants Ethik voll er-
fasste und ihre Forderungen zu realisieren suchte mit aller
Kraft seiner genialen Persönlichkeit.
Da stand im Vordergrunde seine strenge Auffassung von
Pflicht. „Mag die Glückseligkeit,‘ schreibt er, „noch so sehr
durch eine Pflicht beschränkt oder vernichtet werden, wir
sollen sie erfüllen und davon kann uns keine Klugheit los-
sprechen. Folgen aber, die aus einer Pflicht entstehen, ver-
ZI
ij Kritik des natürlichen Rechts (1796) S. 35.