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zur eitlen Förderung selbstsüchtiger Zwecke hinter der
Blende des Heiligenscheines. Und jene längst gepflanzten
Friedenspalmen mögen bleiben und sanft rauschen in dem
biederen Nürnberg, und sie werden bleiben und grünen,
so lange die weißen Rosen der Aufklärung neben ihnen
duften.
Das Militär lebt mit der Einwohnerschaft (einzelne
Reibungen können hier keinen Ausschlag geben) auf sehr
gutem Fuße und die Offiziere besuchen alle jene Vergnü—
gungsorte, Wein- und Bierhäuser, wo sich die ver—
schiedenen Stände zu unterhalten suchen. Mehrere sind
auch in Familien eingeführt, und auf Bällen stellt das Of—
fizierkorps in der Regel tüchtige Tänzer.
Fügt man zu dem Allen die Billigkeit hinzu, die man
in Nürnberg in jeglicher Lebensbeziehung findet, so ergiebt
sich, daß der Aufenthalt daselbst sehr angenehm und wün—
schenswerth erscheint für Jeden, dessen Ansprüche nicht zu
hoch fliegen. Wer sich freilich nur in dem Glanz und
Schimmer großer Hauptstädte, in dem Gedränge von Luxus
und Verschwendung, in dem Geraäusche rollender stolzer
Equipagen mit dem Trosse reich gallonirter Bedienten, in
jener raffinirten Liebhaberei, alle Leidenschaften herauszu—
fordern, glücklich fühlt und nur nach jener Hast und Ue—
bersättigung im Genusse Abspannung statt der Ruhe findet,
wem Zucht und Sitte für Pruderie gelten, der bleibe
weg von Nürnberg, denn ihm wird Alles kleinstädtisch vor—
kommen und von ihm wird man jeden Tag dieselbe Klage
hören: „daß man mit dem besten Willen sein Geld nicht