Objekt: Nürnberg im neunzehnten Jahrhundert mit stetem Rückblick auf seine Vorzeit

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zur eitlen Förderung selbstsüchtiger Zwecke hinter der 
Blende des Heiligenscheines. Und jene längst gepflanzten 
Friedenspalmen mögen bleiben und sanft rauschen in dem 
biederen Nürnberg, und sie werden bleiben und grünen, 
so lange die weißen Rosen der Aufklärung neben ihnen 
duften. 
Das Militär lebt mit der Einwohnerschaft (einzelne 
Reibungen können hier keinen Ausschlag geben) auf sehr 
gutem Fuße und die Offiziere besuchen alle jene Vergnü— 
gungsorte, Wein- und Bierhäuser, wo sich die ver— 
schiedenen Stände zu unterhalten suchen. Mehrere sind 
auch in Familien eingeführt, und auf Bällen stellt das Of— 
fizierkorps in der Regel tüchtige Tänzer. 
Fügt man zu dem Allen die Billigkeit hinzu, die man 
in Nürnberg in jeglicher Lebensbeziehung findet, so ergiebt 
sich, daß der Aufenthalt daselbst sehr angenehm und wün— 
schenswerth erscheint für Jeden, dessen Ansprüche nicht zu 
hoch fliegen. Wer sich freilich nur in dem Glanz und 
Schimmer großer Hauptstädte, in dem Gedränge von Luxus 
und Verschwendung, in dem Geraäusche rollender stolzer 
Equipagen mit dem Trosse reich gallonirter Bedienten, in 
jener raffinirten Liebhaberei, alle Leidenschaften herauszu— 
fordern, glücklich fühlt und nur nach jener Hast und Ue— 
bersättigung im Genusse Abspannung statt der Ruhe findet, 
wem Zucht und Sitte für Pruderie gelten, der bleibe 
weg von Nürnberg, denn ihm wird Alles kleinstädtisch vor— 
kommen und von ihm wird man jeden Tag dieselbe Klage 
hören: „daß man mit dem besten Willen sein Geld nicht
	        
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