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mein Stammbuch auf meine dringende Bitte beim Abfehied die
Worte: Forsan et haec olim meminisse juvabit. Sch fühlte
und verftand Fehr mohl, daß die Worte [o viel fagen follten:
id) möge die mir von ihm in bitterem Zorn ertheilte Feuer-
taufe nicht vergeffen.
Gegen Ende April 1806 trat ich ganz allein über den
Thüringer Wald, alle meine Habfeligkeiten in einem Ränzchen
auf dem Rücken tragend, die Reife zu Fuß, meift noch in tiefem
Schnee, nach Sena an. Bier aber ging mir nun eine ganz NEU
Welt auf. Nach dem Wunfch meiner mir über Alles theuren,
liebevollen, frommen Mutter (fie war die Tochter reines An-
hängers der Herrenhuter-Gemeinde in Neudietendorf bei Gotha),
deren befonderer Kiebling ich von Kindheit auf gewefen war,
war mein Borfaß, Theologie zu Audiren. Mich eink einmal
auf der Kamel zu fehen, dachte fie [ich als ihr höchftes Glück.
Hnd die höchft interefanten Borlefungen des alten, ehrwürdigen
Griesbach über Kirchengefchichte zogen mich bald auf's Gewal-
tiglte, mehr als alles Andere, zum thrologifchen Studium hin;
doch hörte ih daneben zugleich auch mehrere philologifche Yor-
lefungen bei Eichftädt; nur denen über Gefchichte und Statiftik
bei dem fteifen, überaus trockenen und langweiligen Profelfor
Beinrich ward ich fehr bald untren. Auch an Hegel’s Yhilo-
fophie, bei dem ich eine Zeitlang hofpitirte, konnte ic) keinen
Gefchmack finden. Die Schlacht bei Fena unterbrach meine
Studien fchon nach dem erfien Semefter, Zie koftete mir falt
felbft das Leben, indem beim erfien Straßengefecht, dem ih
neugierig von meinem Fenfter aus zufeben wollte, mir eine
Elintenkugel kaum eine Spanne weit am Kopf vorüberfaufte
und in die vorftehende Wand des Nachbarhaufes einfhlug.
Nach einer Inftigen, ganz in Audentifcher Weiße zurückge-
legten Reife mit funßehn Commilitonen in die Zeimath, wo id
mehrere Wochen verweilte, kehrte ich im November nach Zena