Full text: Festgabe zur 14. Hauptversammlung des Bayer. Volksschullehrer-Vereins

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später ,Stadtschulreferent“, die technische Oberleitung der sämtlichen Volksschulen 
und das Referat über dieselben innerhalb der Lokalschulkommission. Indes ergaben 
sich hinsichtlich der Oberleitung wie auch in anderer Beziehung mehrfache Ander— 
ungen. So wurde im Jahre 1845 das Referat für die katholischen Schulen in der 
Lokalschulkommission dem katholischen Stadtpfarrer übertragen, so daß es von nun 
an stets zwei Schulreferenten gab, einen protestantischen und einen katholischen, ein 
rtmis— das bis zur Aufstellung eines städtischen Schulrats im Jahre 1892 
fortbestand. 
Sehr bald nach der Neugestaltung der Schulen machte die Vermehrung der 
städtischen Bevölkerung die Vermehrung der Klassen notwendig. Schon im Jahre 
1823 traten zwei neue Zahlschulen, eine Knaben- und eine Mädchenschule mit je 
3 Klassen ins Leben, und es gab von nun an für die Zahlschulen vier Sprengel, 
für welche nun auch die kirchliche Eintellung maßgebend wurde, den Sebalder, den 
Agidier-Spitaler, den Lorenzer und den Jakober. Eine weitere Vermehrung der 
Volksschulklassen erfolgte im Jahre 1825 durch Vereinigung der Vororte (Wohrd, 
Tafelhof, Gostenhof und St. Johannis) mit der Stadt und im Jahre 1826 durch 
Errichtung der Mädchenfreischule hintern Rathaus mit 3 Klassen. Noch bedeut— 
samer war indes die Einführung des 7-Klassensystems, die in der Zeit von 1843 1845 
erfolgte. Die Schulpflicht in der Werktagsschule erstreckte sich, wie noch heute, auf 
7 Jahre. Da nun jede Schule nur aus 3 Klassen bestand, hatte jeder Lehrer 2, 
zum Teil 3 Jahrgänge von Kindern zu unterrichten. Weit erfolgreicher in Unter— 
richt und Erziehung konnte er wirken, wenn er nur einen Jahrgang zu unterrichten 
und, nur ein Jahrespensum zu bewältigen hatte. Dies wurde nun in der Weise 
ermöglicht, daß man je zwei dreiklassige Schulen vereinigte und der so gebildeten 
aeuen Schule eine Vorbereitungs-Klasse hinzufügte. Den Anfang machte man mit 
den Zahlschulen. Die Vereinigung der beiden Knabenschulen des Sebalder und des 
Agidier-Spitaler Sprengels ergab die Sebalder Knabenschuͤle, die der beiden Mädchen— 
schulen dieser Sprengel eine Sebalder Mädchenschule. Und auf dieselbe Weise ent— 
standen gleichzeitig eine Lorenzer Knaben- und eine Lorenzer Mädchenschule. Bald 
darauf wurde das 7-Klassensystem auf die Armenschulen überträgen, so daß es 
nunmehr eine Präbes-Haller'sche Knabenschule und eine Wirth-Lödel'sche Mädchen— 
schule gab. Nur die Rößler'sche Knabenschule und die Mädchenfreischule hinterm 
Rathaus behielten vorläufig die bisherige Einrichtung mit 4 bezw. 3 Klassen. 
Wiederholte Anderungen erfuhr in der Zeit von 1821-70 auch der Lehrplan. 
Im Jahre 1822, also im unmittelbaren Anschluß an die durchgreifende Neugestaltung 
der Volksschulen, wurde ein neuer Lehrplan eingeführt. Im Jahre 1836 wurde 
uus Anlaß einer, Ministerialverfügung vom 12. Februar 1833 der Unterricht im 
Zeichnen, sowie in der Natur- und Menschenkunde gestrichen und die hiedurch ge— 
wonnene Zeit dem Religionsunterrichte zugelegt. Ein neuer Lehrplan wurde im 
Jahre 1842 ausgearbeitet und eingeführt, und dieser wurde wieder durch den Lehr— 
olan vom Jahre 1850 abgelöst. 
Große Hoffnungen erweckte am Ende der sechziger Jahre der vom Kgl. 
Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schuͤlangelegenheiten den baye— 
cischen Kammern vorgelegte Gesetzentwurf für eine Neugestaltung uͤnd gleichmäßige 
Ordnung des gesamten bayrischen Volksschulwesens. Derselbe scheiterte jedoch an 
der ablehnenden Haltung der Kammer der Reichsräte. Was nun den Bemühuugen 
der Staatsregierung für das ganze Gebiet des Königsreichs nicht gelungen war, 
suchte die Verwaltung der mächtig aufblühenden Stadt durch hoöchherzigé Bereit— 
stellung der erforderlichen Mittel wenigstens innerhalb des städtischen Gebietes zu 
leisten. Das Jahr 1870 bedeutet in der Geschichte des städtischen Schulwesens 
einen Wendepunkt; und die drei Jahrzehnte der siebziger, achtziger und neunziger 
Jahre sind reich an einschneidenden Reformen und neuen Einrichtungen, die vornehm— 
lich der Anregung und thatkräftigen Unterstützung der Bürgermeifter Freiherrn von 
Stromer und von Seiler, seit 1892 des ersten Bürgermeisters Dr. von Schuh zu
	        
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