Volltext: 1517-1525 (Band 1)

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liche Fürsten mit der Lutherischen Bewegung sympathisieren 
liess. Johann von Schwarzenberg, ein tiefreligiöser Charakter, 
der mit Luther vielfach übereinstimmte, war die Seele des Regi- 
ments, der sächsische Gesandte Hans von Planitz war durchaus 
lutherisch gesinnt. Im Sommer 1522 traf gemäss der Regiments- 
ordnung der sächsische Churfürst - selbst in Nürnberg ein, 
der mit den leitenden Männern des Rates, Ebner, Nützel, Spengler 
in den freundschaftlichsten Verkehr trat. So konnte der Rat 
die reformatorische Bewegung jetzt ziemlich offen begünstigen. 
Das Ansinnen des Abtes vom Predigerorden, einen entsprungenen 
Mönch, Korn, der gegen das Mönchtum gepredigt hatte, mit 
Gewalt zurückzuführen, wurde einfach abgewiesen mit Berufung 
auf die schwierigen Zeitumstände. Ein Maler, Kadolzberger, der 
den Dr. Winzler, den Prediger der Barfüsser, während der Pre- 
digt unterbrochen hatte, sollte auf ein Jahr verbannt werden; 
aber auf des Churfürsten Fürbitte ward ihm die ganze Strafe 
erlassen. Dr. Winzler dagegen, der gegen die neue Lehre pre- 
digte, wurde aufgefordert, seine Behauptungen durch die Bibel 
zu begründen, und als er eine Vertheidigung eingereicht hatte, 
liess der Rat ihm bedeuten, dass man sich seiner Ansicht weniger 
zuneige und empfahl dem Kloster, den Prediger zu verschicken. 
Das Verbot der Lutherischen Bücher wurde ziemlich ignoriert, 
so dass sich der Rat im Juni veranlasst sah, die Buchhändler 
und Drucker zu warnen, Luthers Bücher nicht so öffentlich feil 
zu halten ?!). Am 24, October wurde das Verbot erneut ?), doch 
wurde an eine Ausführung desselben kaum gedacht, zwei Fron- 
boten wurden mit derselben betraut. Dagegen wurden die 
zegnerischen Schriften unterdrückt, worüber sich der Cardinal 
Campeggi später auch Scheurl gegenüber beklagte. 
Zugleich aber vermied der Rat alles, was die Gemüter 
unnötig erregen konnte. Schon im Februar 1522 ward das 
Fastnachtsspiel verboten, worin der Papst auftrat, ferner ward 
den Predigern untersagt, durch ihre Reden Unruhe zu stiften. 
Den Zustand des damaligen Nürnberg erläutert ein Brief der 
berühmten Abtissin von St. Clara, Charitas Pirkheimer®); sie 
klagt, wie die Stadt so jämmerlich vergiftet sei allermeist der 
Regenten halb; vor vier Jahren wäre auch mit Schwertern und 
Büchsen nicht ausgerichtet, was nun durch Worte und Schand- 
büchlein geschehen sei. 
; Anders musste sich der Rat allerdings verhalten, nachdem 
Erzherzog Ferdinand wieder in der Stadt eingetroffen war. Schon 
die Erneuerung des Bücherverbotes vom 24. October zeigte 
') Protocollbuch Fol. 78a, Beschluss vom 6. Juni. ?) ibid. Be- 
schluss vom 24. Oetober. %) An H. Emser, 6. Juni 1522, Riederer, 
Nachrichten I. S. 159.
	        
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